Unterschiedliche Lebenserwartungen und Rentenanpassung: Ein Beitrag zur Lösung eines vernachlässigten Verteilungskonflikts
Wolfram Richter and
Martin Werding
Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 2020, vol. 21, issue 4, 389-402
Abstract:
Ein strukturbildendes Merkmal der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) ist die Teilhabeäquivalenz, der zufolge Rentenleistungen proportional mit den Beitragszahlungen steigen. Die konkrete Art der Rentenberechnung geht allerdings zu Lasten von Versicherten, die viele Jahre in die GRV eingezahlt haben und eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung aufweisen. Soweit solche Personen als wirtschaftlich leistungsschwach anzusehen sind, wirkt die Rentenberechnung damit regressiv. Die Ursache liegt zum einen im Verzicht auf eine Aufzinsung von Beitragszahlungen und zum anderen in der risikounabhängigen Form der Versicherung. Die „Rente ab 63“ und die „Grundrente“ lassen sich als wenig treffsichere Versuche der Politik deuten, die regressive Verteilungswirkung zu mildern. In diesem Beitrag verfolgen die Autoren einen anderen Lösungsansatz. Sie plädieren dafür, einkommensschwachen Versicherten bei ihrer Verrentung das Recht zu gewähren, zwischen zwei Formen von Rentenanpassung zu wählen. Statt einer Rente mit lohnorientierter Anpassung nach geltendem Recht sollen die Begünstigten eine barwertgleiche Rente mit reinem Inflationsausgleich wählen können. Eine solche Rente nach österreichischem Vorbild startet höher, wächst im Regelfall aber schwächer als die deutsche Rente. Wenn die regressiv wirkende Umverteilung in der GRV auf diese Weise reduziert wird, lassen sich – so die Erwartung – weitere Anhebungen der Regelaltersgrenze, die zur Bewältigung des demografischen Wandels erforderlich sind, politisch leichter durchsetzen.
Keywords: Rentendynamisierung; lohnorientierte Anpassung vs. Inflationsausgleich; unterschiedliche Lebenserwartungen; adverse Selektion; intragenerationelle Umverteilung (search for similar items in EconPapers)
JEL-codes: D82 H55 J18 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2020
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DOI: 10.1515/pwp-2020-0037
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