EconPapers    
Economics at your fingertips  
 

Von der Einkommens- zur Arbeitsmarktpolitik. Vollbeschäftigung in weltoffenen Volkswirtschaften bei freischwankenden Wechselkursen und cash-flow-orientierter Finanzpolitik der (Groß-)Unternehmen

Wilhelm Hankel

Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 1978, vol. 11, issue 3, 289-296

Abstract: 1. In der lohnpolitischen Theorie und Praxis orientiert man sich in der Bundesrepublik Deutschland immer noch am anti quierten Modell des "geschlossenen Arbeitsmarktes": Arbeit geber- und Arbeitnehmerkartelle fixieren "autonom" das nationale Reallohn- und das nationale Realgewinnniveau, wo raus - je nach Finanzierungs"klima" (=der Liquiditätspoli tik der nationalen Zentralbank) - die jeweiligen Grade und Kombinationen realer Beschäftigung und nominalen Preisniveaus ("Inflationsrate") resultieren. Die Sozialpartner sind so mit für "alles" verantwortlich: Beschäftigungs-, Inflations und Stagflationsgrad (Unterbeschäftigung bei Inflation). 2. Dieses ("Phillippskurven"-) Modell geht gleich zweimal an der Realität der 70er Jahre vorbei: Im weltoffenen System flexibler Wechselkurse bildet sich - noch schneller als bei festen Wechselkursen! - ein welteinheitliches Reallohn- und Realgewinnniveau der am stärksten integrierten Volkswirtschaf ten in Auslandspreisen heraus (nach Verfliegen der Wechsel kurs-Illusionen). In der modernen Groß-Unternehmung domi niert ein von Lohnsatz und Realkosten der Technik unabhängiges Rationalisierungsmotiv: Lohnsummen werden, weil die Liquidität des Unternehmens belastend, gegen Abschreibungen, die die Liquiditäts- und Kapitalposition des Unternehmens stärken, substituiert. Die Folge: Die Gewerkschaften verhalten sich nicht mehr als nationale Reallohnsetzer, sondern internationale Real lohnanpasser, die Arbeitgeber rationalisieren unabhängig von den "Faktorpreisen" (für Arbeit und Technik) Arbeits plätze weg, um Marktstellung und Überlebensfähigkeit ihres Unternehmens zu sichern. 3. Moderne Vollbeschäftigungspolitik kann sich bei diesem - von dem (Welt-)Marktdaten vorgegebenen - Verhalten der Sozial partner weder auf deren Vernunft, noch auf allgemeine ("glo bale" = nationale) Einkommens- und Nachfragepolitik ver lassen und kann auch nicht auf beschäftigungspositive Effekte einer allgemeinen "administrierten" Arbeitszeitreduzierung hoffen. Gezielte Maßnahmen der Arbeitsplatzsicherung und -verbilligung (durch Steuerprämien und Subventionen) sind unerläßlich, soll ("systemimmanente") Unterbeschäftigung bei Inflationsfortgang nicht zum Dauerphänomen marktge steuerter Wirtschaftssystem werden."

Keywords: Einkommenspolitik; Finanzpolitik; flexibler Wechselkurs; Lohnpolitik; Rationalisierung; Unternehmen; Arbeitsmarktpolitik; Volkswirtschaft; Vollbeschäftigung (search for similar items in EconPapers)
Date: 1978
References: Add references at CitEc
Citations:

Downloads: (external link)
https://doku.iab.de/mittab/1978/1978_3_MittAB_Hankel.pdf

Related works:
This item may be available elsewhere in EconPapers: Search for items with the same title.

Export reference: BibTeX RIS (EndNote, ProCite, RefMan) HTML/Text

Persistent link: https://EconPapers.repec.org/RePEc:iab:iabmit:v:11:i:3:p:289-296

Access Statistics for this article

Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung is currently edited by ZAF-Redaktion

More articles in Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung from Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg [Institute for Employment Research, Nuremberg, Germany] Contact information at EDIRC.
Bibliographic data for series maintained by IAB, Geschäftsbereich Wissenschaftliche Fachinformation und Bibliothek ().

 
Page updated 2025-03-19
Handle: RePEc:iab:iabmit:v:11:i:3:p:289-296