Vor- und Nachteile der Wanderung von Arbeitskräften für die türkische Volkswirtschaft
Sefik Alp Bahadir
Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 1978, vol. 11, issue 4, 473-483
Abstract:
"Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Einschätzung der ökonomischen Signifikanz der Wanderung von Arbeitskräften für die türkische Volkswirtschaft. Analysiert werden die Auswirkungen des Arbeitkräfteexports auf die besonders relevanten Probleme der türkischen Wirtschaft, wie Massenarbeitslosigkeit, Importfinanzierung, Inflation, industrielle Investitionstätigkeit, Qualifikationsniveau des Faktors Arbeit und Genossenschaftswesen. Der hauptsächliche Nutzen des Arbeitskräfteexports ist in der Entlastung des türkischen Arbeitsmarktes und in der Erschließung einer neuen Quelle für Importfinanzierung zu sehen. Die Massenarbeitslosigkeit zählt zu den wichtigsten Problemen der türkischen Volkswirtschaft. 1977 erreichte die Zahl der nichtbeschäftigten Personen im Erwerbsalter 8,5 Millionen und damit ca. 20 % der Gesamtbevölkerung. Die Entsendung von ca. 850 Tausend Arbeitskräften ins Ausland bedeutet insoweit eine fühlbare Entlastung des türkischen Arbeitsmarktes. Daneben ermöglichen die Devisentransfers der emigrierten Arbeitnehmer die Finanzierung von einem beachtlichen Teil der für den Industrialisierungsprozess der Türkei unabdingbaren Importe von Rohstoffen und Investitionsgütern. Die 'Deviseneinnahmen aus dem Arbeitskräfteexport' haben in den Jahren 1972 bis 1974 sogar die Einnahmen aus dem Warenexport übertroffen und in den Jahren 1972 und 1973 die Außenhandelsdefizite der Türkei voll decken können. Ein weiterer ökonomischer Nutzen der Emigration ist darin zu sehen, daß die im Ausland tätigen Arbeitskräfte sich mit ihren Ersparnissen an türkischen Industrieunternehmen beteiligen und damit deren Kapitalbedarf zum Teil decken konnten. Zwar wird dieser Beitrag der emigrierten Arbeitnehmer zum türkischen Kapitalmarkt als relativ gering geschätzt und es fehlt an zuverlässigen Zahlen, die dessen Quanitfizierung ermöglichen könnten. Anders verhält es sich mit der direkten Investitionstätigkeit von emigrierten Arbeitnehmern: Durch die Gründung von sogenannten Arbeitnehmergesellschaften haben sie Investitionsprojekte entwickelt und ralisiert, deren Vergleich mit den Gesamtinvestitionen in der Türkei sie als beachtlich erscheinen lassen. Die Kosten des Arbeitskräfteexports sind vor allem in dem Abzug von ohnehin knappen qualifizierten Arbeitskräften aus der türkischen Volkswirtschaft zu sehen. Mit einem Drittel aller emigrierten Arbeitskräfte stellen die gelernten und angelernten Arbeitskräfte einen großen Verlust für die heimische Wirtschaft dar und haben auf vielen Teilmärkten des Arbeitsmarktes zu angebotsbedingten Engpässen geführt. Neben den negativen Auswüchsen in der türkischen Genossenschaftsbewegung ist als ein weiterer negativer Effekt des Arbeitskräfteexports die zu sätzliche Inflationierung der Volkswirtschaft als Folge der beachtlichen Devisenüberweisungen festzustellen. Der ohnehin labile Geldmarkt ist besonders in der dritten Fünfjahres-Planperiode (1973-1977) völlig aus der Kontrolle geraten."
Keywords: Türkei; ausländische Arbeitnehmer; Außenwanderung; Auswirkungen; Türke; Wirtschaftsentwicklung (search for similar items in EconPapers)
Date: 1978
References: Add references at CitEc
Citations:
Downloads: (external link)
https://doku.iab.de/mittab/1978/1978_4_MittAB_Bahadir.pdf
Related works:
This item may be available elsewhere in EconPapers: Search for items with the same title.
Export reference: BibTeX
RIS (EndNote, ProCite, RefMan)
HTML/Text
Persistent link: https://EconPapers.repec.org/RePEc:iab:iabmit:v:11:i:4:p:473-483
Access Statistics for this article
Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung is currently edited by ZAF-Redaktion
More articles in Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung from Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg [Institute for Employment Research, Nuremberg, Germany] Contact information at EDIRC.
Bibliographic data for series maintained by IAB, Geschäftsbereich Wissenschaftliche Fachinformation und Bibliothek ().