Reinhard Kamitz †
Wifo
Additional contact information
Wifo: WIFO
WIFO Monatsberichte (monthly reports), 1993, vol. 66, issue 9, 447
Abstract:
Mit Reinhard Kamitz ist einer der profiliertesten Wirtschaftspolitiker der österreichischen Nachkriegszeit verstorben. Er wird vielfach als der "Vater des österreichischen Wirtschaftswunders" bezeichnet, und wenngleich noch manche andere Einflüsse für dessen Zustandekommen maßgeblich waren, hat Kamitz dieses in erheblichem Maße gestaltet. In seiner Funktion als Finanzminister vollzog er den endgültigen Übergang von der nachkriegsbedingten Wirtschaftsplanung zur Marktwirtschaft. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Industriestaaten versuchte Österreich das Gleichgewicht zwischen Güter- und Geldmenge in mehreren Schritten herzustellen. Instrument dieser Politik waren die "Preis-Lohnabkommen" zwischen den Sozialpartnern unter Einschluß der Regierung. Kamitz war als Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung in der Bundeshandelskammer ein überzeugter Vertreter dieses Ansatzes. Allerdings, als die Reglementierung zum Selbstzweck zu werden drohte und die Inflation eher förderte als sie zu beenden, trat er nicht nur für einen endgültigen Übergang zur marktwirtschaftlichen Koordination ein, sondern realisierte diese auch als Finanzminister. Wesentlich für die Intensität der damit folgenden Wachstumsphase wurde das umfassende wirtschaftspolitische Konzept, mit welchem Kamitz die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft nach den Schäden der Kriegs- und Nachkriegszeit sicherstellte. Er initiierte eine Reihe von Gesetzen, welche die Wirtschaftsentwicklung während seiner Amtsperiode förderten und deren positiven Effekte bis in die Gegenwart zu spüren sind. Kamitz betrieb nach der Währungsstabilisierung eine klare Wachstumspolitik. Das Hauptinstrument dazu sah er in Steuersenkungen, von welchen er drei während seiner Ministerschaft realisierte. Schließlich setzte er einen weiteren wachstumspolitischen Impuls mit der indessen legendär gewordenen vorzeitigen Abschreibung. Nach kurzen Auslandsaufenthalten trat er 1934 in den Dienst des Österreichischen Instituts für Konjunkturforschung, wo er bis Kriegsanfang verblieb. Anschließend wechselte er zur Wiener Handelskammer und wurde nach dem Kriege Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung und schließlich stellvertretender Generalsekretär der Bundeshandelskammer. 1952 übernahm er das Bundesministerium für Finanzen, welchem er bis 1960 – also während der gesamten Phase des "Wirtschaftswunders" – vorstand. Anschließend leitete er die Oesterreichische Nationalbank. Eine schwere Erkrankung zwang ihn, seine Berufstätigkeit frühzeitig zu beenden. Er hat diesen Schicksalsschlag viele Jahrzehnte mit bewundernswerter Haltung ertragen. Das WIFO wird stets mit Respekt seines Mitarbeiters gedenken.
Keywords: Reinhard; Kamitz; † (search for similar items in EconPapers)
Date: 1993
References: Add references at CitEc
Citations:
Downloads: (external link)
https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/8052 abstract (text/html)
Payment required
Related works:
This item may be available elsewhere in EconPapers: Search for items with the same title.
Export reference: BibTeX
RIS (EndNote, ProCite, RefMan)
HTML/Text
Persistent link: https://EconPapers.repec.org/RePEc:wfo:monber:y:1993:i:9:p:447
Ordering information: This journal article can be ordered from
Austrian Institute of Economic Research Publikationsverkauf und Abonnentenbetreuung Arsenal, Objekt 20 A-1030 Vienna/Austria
Access Statistics for this article
More articles in WIFO Monatsberichte (monthly reports) from WIFO Contact information at EDIRC.
Bibliographic data for series maintained by Florian Mayr ().