Konjunkturelle Belebung in Deutschland: Strukturelle Probleme und US-Handelspolitik belasten
Andrej Drygalla,
Franziska Exß,
Marius Fourné,
Katja Heinisch,
Oliver Holtemöller,
Martina Kämpfe,
Boris Kozyrev,
Axel Lindner,
Sukanya Mukherjee,
Allessandro Sardone,
Birgit Schultz and
Götz Zeddies
Konjunktur aktuell, 2025, vol. 13, issue 2, 36-63
Abstract:
Die Erwartung deutlich höherer Zollsätze hat im ersten Quartal 2025 einen Boom der US-Importe ausgelöst. Im Euro-raum bekam die gesamtwirtschaftliche Expansion dadurch einen kleinen Schub. Die Preisdynamik hat in den USA wie im Euroraum in den vergangenen Monaten weiter nachgelassen, auch wegen des Rückgangs des Erdölpreises. In bei-den Wirtschaftsräumen dürften die Leitzinsen im Jahresverlauf weiter gesenkt werden. Dagegen belastet die Finanz-politik in den USA die Konjunktur in diesem und im nächsten Jahr spürbar. Im Euroraum ist die Finanzpolitik in etwa neutral ausgerichtet. In der zweiten Jahreshälfte 2025 wird der Welthandel aufgrund der Zollerhöhungen in den USA wohl deutlich zurückgehen. Unter der in dieser Prognose getroffenen Annahme, dass die Handelskonflikte nicht es-kalieren, kommt es aber zu keiner Rezession. Alles in allem steigt die Weltproduktion nach vorliegender Prognose in den Jahren 2025 und 2026 um jeweils 2,3%. Für die deutsche Wirtschaft gibt es mehr und mehr Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung. So hellen sich die Geschäftsaussichten der Unternehmen seit Jahresanfang langsam auf, und die Produktion hat im ersten Quartal 2025 um 0,4% expandiert. Dass die Exporte um 3,2% zunahmen, liegt allerdings zu einem Gutteil an der vorübergehend höheren Nachfrage aus den USA. Neben den Exporten expandierte auch der private Konsum das erste Mal seit länge-rer Zeit wieder deutlich. Die privaten Ausrüstungsinvestitionen sind dagegen gesunken, wie sie es im Trend schon seit zwei Jahren tun. Nach wie vor belasten strukturelle Probleme die deutsche Wirtschaft (Demografie, Energie-wende, Strukturwandel in China). Dabei stützt die geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank die Konjunktur, insbesondere über günstigere Finanzierungskonditionen für die Immobilienwirtschaft. Im zweiten und vor allem im dritten Quartal dürfte es zu einem Rückschlag für den deutschen Export kommen. Die konjunkturelle Belebung wird dadurch deutlich gedämpft, aber nicht abgewürgt. Die finanzpolitische Wende dürfte sich erst ab dem Jahr 2026 spürbar in der Produktion niederschlagen.
Date: 2025
References: Add references at CitEc
Citations:
Downloads: (external link)
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/320441/1/1929262671.pdf (application/pdf)
Related works:
This item may be available elsewhere in EconPapers: Search for items with the same title.
Export reference: BibTeX
RIS (EndNote, ProCite, RefMan)
HTML/Text
Persistent link: https://EconPapers.repec.org/RePEc:zbw:iwhkon:320441
DOI: 10.18717/kaw6x2-7h95
Access Statistics for this article
More articles in Konjunktur aktuell from Halle Institute for Economic Research (IWH) Contact information at EDIRC.
Bibliographic data for series maintained by ZBW - Leibniz Information Centre for Economics ().