Die wirtschaftliche Entwicklung im Inland: Erneuter Aussetzer der wirtschaftlichen Erholung im Winter
Torsten Schmidt,
György Barabas,
Niklas Benner,
Boris Blagov,
Maximilian W. Dirks,
Florian Kirsch,
Niklas Isaak,
Robin Jessen,
Philip Schacht and
Klaus Weyerstrass
RWI Konjunkturberichte, 2021, vol. 72, issue 4, 5-38
Abstract:
Die deutsche Wirtschaft hat sich im Sommerhalbjahr weiter von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise erholt. Allerdings fiel die Expansion des BIP im dritten Quartal schwächer aus als zunächst erwartet. So lag die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe trotz einer sehr guten Auftragslage weit unter dem Vorkrisenniveau. Der Hauptgrund dafür sind die sich verschärfenden Lieferengpässe in der Industrie, die dazu führten, dass sowohl die Exporte als auch die Investitionen zurückgingen. Dagegen wurde der private Konsum im Zuge der Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen kräftig ausgeweitet. Angesichts der erneuten Einschränkungen, nicht zuletzt durch die 2G-Regeln im Handel und in den kontaktintensiven Dienstleistungen, dürfte die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Pandemie im Winterhalbjahr erneut einen Dämpfer erhalten. Erst ab dem Frühjahr ist zu erwarten, dass sich die Lage wieder entspannt, wenn die Zahl der Neuinfektionen zurückgeht. Zudem dürften die Produktionshemmnisse nach und nach überwunden werden. Für dieses Jahr erwarten wir im Jahresdurchschnitt eine Ausweitung des BIP um 2,8%. Im kommenden Jahr dürfte die Expansion 3,9% betragen und dann auf 2,5% im Jahr 2023 zurückgehen. Auch der Arbeitsmarkt ist erneut von den Corona-Maßnahmen und Lieferengpässen geprägt. So stieg die Zahl der Kurzarbeiter im November erstmals seit Februar wieder an. Insbesondere das Gastgewerbe und die Industrie sind hiervon betroffen. Zuvor stieg die Erwerbstätigkeit kräftig. Insgesamt dürfte die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2021 bei 5,7% liegen und im Jahr 2022 zunächst deutlich auf 5,2% sinken, und im Jahr 2023 nur noch leicht auf 5,1% zurückgehen. Die Verbraucherpreise sind im Verlauf dieses Jahres kräftig gestiegen. Dafür sind Einmalfaktoren, wie die Mehrwertsteuererhöhung und die Einführung einer CO2- Abgabe für fossile Brennstoffe zum Anfang des Jahres sowie höhere Energiepreise verantwortlich. Zudem hat sich im Laufe des Jahres der Preisdruck durch die steigenden Preise von Rohstoffen und Vorprodukten erhöht. Inzwischen sind einige dieser Preise bereits wieder gesunken. Aus diesen Gründen ist zu erwarten, dass die Preissteigerung von 3,2% in diesem Jahr auf 2,6% im kommenden und 2,2% im Jahr 2023 zurückgeht. Das Defizit der öffentlichen Haushalte dürfte im laufenden Jahr mit gut 141 Mrd. Euro ähnlich hoch wie im Vorjahr ausfallen. Auch wenn eine Reihe steuerlicher Maßnahmen, etwa die Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags, einnahmemindernd wirkt, steigen die Staatseinnahmen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung deutlich an. Allerdings sind im Zusammenhang mit der Corona-Krise auch die Staatsausgaben nochmals stark gestiegen. 2022 dürfte das Finanzierungsdefizit mit 49 Mrd. Euro deutlich geringer ausfallen. Die Staatseinnahmen dürften im Zuge der weiteren wirtschaftlichen Erholung nochmals stark zulegen und die Staatsausgaben wegen des Auslaufens vieler krisenbezogener Maßnahmen zurückgehen. 2023 dürfte das Finanzierungsdefizit des Staates gut 41 Mrd. Euro betragen.
Date: 2021
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