Westafrika - 1995
Dirk Kohnert
A chapter in Afrika-Jahrbuch 1995: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika südlich der Sahara, 1996, pp 83-90 from ZBW - Leibniz Information Centre for Economics
Abstract:
Zwar fanden in fünf der 16 westafrikanischen Länder - zum Teil zum zweiten Mal - Parlaments- oder Präsidentschaftswahlen statt (Benin, Côte d'Ivoire, Guinea, Kapverden, Niger), aber in dem meisten Ländern stagnierte der Demokratisierungsprozeß. Ein international beachteter vertraulicher Bericht des französischen Politologen Jean-François Bayart für das französische Außenministerium über die "Kriminalisierung im Subsaharischen Afrika", der im August in Auszügen an die Öffentlichkeit drang, stimmte in den Chor der Auguren ein: In diesen vom Staatszerfall bedrohten Gesellschaften herrscht gemäß Bayart die Logik einer "Raubwirtschaft" (économie de prédation). Die "Raubritter", die sich unter dem Deckmantel politischer Ziele daran bereichern, haben weniger Interesse an einer politischen Lösung der Konflikte als viel mehr an Raubzügen und Alimentierung kriegerischer Auseinandersetzungen. Ethische Grundsätze oder moralische Gesetze zählen nicht mehr; selbst zum Morden gedrillte Kindersoldaten, Sklaverei und Zwangsarbeit werden je nach Bedarf praktiziert. Die Plünderung der natürlichen und menschlichen Ressourcen lieferte trotz der bereits weitgehend zerstörten Infrastruktur durchaus noch ansehnliche Gewinne. In Liberia zum Beispiel, hatte das Niveau des Lattex-Exports wieder Vorkriegsstand erreicht; drei Bürgerkriegsparteien machten sich die Kontrolle der Firestone-Plantagen, der weltweit größten Gummibaumplantagen, streitig. In Sierra Leone könnten die Einnahmen aus dem Schmuggel von Diamanten, die unter Kontrolle der Warlords auf privaten Schnellbooten oder von einem der zahlreichen über das Land verstreuten kleinen Flugplätze das Land verlassen, leicht den nächsten Militärputsch finanzieren. Es gilt als offenes Geheimnis, daß selbst die nigerianischen Truppen der ECOMOG, die Liberia befrieden sollen, selbst parteilich in den Konflikt eingriffen und - vom einfachen Soldaten bis hin zum Kommandeur - in großem Ausmaß, z.B. mit illegalem Waffen-, Drogen- und Erdölhandel, private Geschäfte machten.
Keywords: Westafrika; Afrika-Jahrbuch 1995; Politische Entwicklung; sozio-ökonomische Entwicklung (search for similar items in EconPapers)
JEL-codes: F13 F15 F22 F54 N17 Z13 (search for similar items in EconPapers)
Date: 1996
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