Die Zukunft der Langzeitpflege in der Schweiz, vol 66
Martin Eling and
Mauro Elvedi
in I.VW HSG Schriftenreihe from University of St.Gallen, Institute of Insurance Economics (I.VW-HSG)
Abstract:
Die Organisation und Finanzierung der Langzeitpflege kann als eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben des 21. Jahrhunderts betrachtet werden. Aufgrund des rapiden Anstiegs der Anzahl der über 80-Jährigen werden die Ausgaben für die Lang- zeitpflege im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen. Erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich des potenziellen Bedarfs, der Intensität und der Dauer der Langzeitpflege stellen gewichtige Argumente für einen Risikotransfer sowohl auf individueller Ebene als auch auf Ebene der Gesellschaft dar. Dennoch werden entsprechende Versicherungs- und Sparlösungen in der Schweiz - im Unterschied zu anderen Ländern - bis anhin kaum genutzt und wenig diskutiert. Vor diesem Hintergrund bietet die vorliegende Studie drei Beiträge zu dieser zentralen sozialpolitischen Diskussion: In einem ersten Schritt zeigen wir eine globale Aus- legeordnung zu verschiedenen traditionellen und innovativen Modellen der Pflegefi- nanzierung. In einem zweiten Schritt wird eine verbesserte Projektion der Pflegekos- ten für die Schweiz mithilfe der von Przywara (2010) verwendeten Szenarioanalyse vorgenommen. Im dritten Schritt wird - aufbauend auf den Resultaten des ersten und zweiten Schritts - eine umfassende Diskussion alternativer Modelle zur Finanzierung der Pflegekosten vorgenommen. In diesem Kontext stellen wir auch Überlegungen zu einer kosteneffizienteren Pflegeorganisation vor und leiten Schlussfolgerungen sowie Handlungsempfehlungen für die Politik ab. Die Langzeitpflegekosten werden gemäss unserem Referenzszenario im Jahr 2050 rund 4,8% des Bruttoinlandprodukts betragen, was eine Verdoppelung der Kosten von 15,6 Mrd. CHF auf 31,3 Mrd. CHF pro Jahr bedeutet. Der Eigenbeitrag der Pflegebedürftigen (out-of-pocket Zahlungen) nimmt in der Schweiz im internationalen Vergleich bereits heute einen sehr hohen Anteil der gesamten Finanzierung ein. Die finanzielle Belastung der pflegebedürftigen Personen sowie jene der Kantone werden bei einer Weiterführung des Status quo die Grenzen der Machbaren sehr schnell erreichen. Dementsprechend ist die Nachhaltigkeit der Pflegefinanzierung stark gefährdet. Statt eines radikalen Umbaus, empfehlen wir das heutige Finanzierungssystem um zusätzliche Finanzierungsquellen zu ergänzen. So könnte beispielsweise ein kapital- gedecktes System, welches Zeit benötigt, um sein gesamtes Potential zu entfalten, durch temporäre und zweckgebundene Steuern unterstützt werden. Zudem empfeh- len wir die Förderung einer besseren Pflegeorganisation und die Offenheit für neue Wege in der Pflege. Dazu gehören unter anderem eine stärkere Anerkennung der informellen Pflege, aber auch eine Diskussion um die Aufwertung des Pflegeberufs und den Einsatz von Pflegerobotern. Nur mit dem Aufbau neuer Finanzierungsquellen und einer effizienteren Organisation kann die Qualität und der Umfang der Langzeit- pflege auch in den kommenden Jahrzehnten nachhaltig sichergestellt werden.
Date: 2019
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