Zur Bedeutung Geschützter Herkunftsangaben
Tilman Becker
No 98636, Working Papers from Universitaet Hohenheim, Institute of Agricultural Policy and Agricultural Markets
Abstract:
Das regionale Marketing hat für Agrarprodukte und Lebensmittel, im Vergleich zu anderen Produkten des täglichen Bedarfs, eine herausgehobene Bedeutung. Dies hat mehrere Gründe. Die Produktion von Agrarprodukte findet dezentralisiert, d.h. regional statt. Sie ist ortsgebunden, insbesondere bei pflanzlichen Produkten. Der Markt für Agrarprodukte ist daher auch durch eine Vielzahl von Anbietern, zumeist Familienbetrieben, geprägt. Die Ernährungsindustrie ist vor allem mittelständisch geprägt. Dem gegenüber steht der relativ konzentrierte Lebensmitteleinzelhandel, der an einer überregionalen oder gar europaweiten Distribution Interesse hat. Die Verbraucher wiederum stehen der regionalen Herkunft sehr positiv gegenüber. Zwischen den Verbrauchern und der landwirtschaftlichen Produktion liegen, außer bei der Direktvermarktung, mehrere Stufen der Wertschöpfung. Diese finden oft außerhalb der Region statt. Das europäische Schutzsystem für die qualifizierte geographischen Herkunftsangabe bietet die Möglichkeit für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten. Diese Wertschöpfungsketten sind geeignet, den Verbraucherwünschen nach regionaler Herkunft entgegenzukommen, den Interessen der regionalen Landwirtschaft zu dienen und Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Die geographische Herkunftsangabe ist eine Vertrauenseigenschaft. Der Verbraucher bzw. die Verbraucherin kann die geographische Herkunft nicht selber überprüfen. Es gibt allerdings Signale oder "Cues", auf Grund derer der Verbraucher1 auf die geographische Herkunft schließt. Geographische Herkunftsangaben, aber auch die Einkaufsstätte, die Auskunft des Verkaufspersonals etc. sind solche "Cues". Die geographische Herkunftsangabe ist damit ein Modell für die Kommunikation von Vertrauenseigenschaften und zeigt das Problem bei Vertrauenseigenschaften. Es sollen zunächst nur drei Kategorien von geographischen Herkunftsangaben unterschieden werden: die einfache, die kombinierte und die qualifizierte Herkunftsangabe. Die geographische Herkunftsangabe ist zunächst eine Angabe, die ein Anbieter gebraucht, um den Nachfrager über die Herkunft des Produktes zu informieren. Damit handelt es sich noch um eine einfache geographischen Herkunftsangabe. Erst wenn darüber hinaus mit der geographischen Angabe ein Qualitätsversprechen verbunden ist, handelt es sich entweder um eine kombinierte oder um eine qualifizierte geographische Herkunftsangabe. Eine einfache geographische Herkunftsangabe wäre etwa die Bezeichnung "Hergestellt in Deutschland", oder die Angabe der Kontaktdaten des Herstellers mit Stadt und Land. Bei der einfachen geographischen Herkunftsangabe erschöpft sich der Aussagegehalt auf die geographische Herkunft des damit gekennzeichneten Erzeugnisses. Bei der kombinierten Herkunftsangabe, wie "Markenqualität aus deutschen Landen" oder "Herkunft und Qualität aus Baden-Württemberg" handelt es sich um eine Angabe, die über den Hinweis auf die geographische Herkunft hinaus in den Augen der Verbraucher eine Aussage über eine bestimmte Eigenschaft oder die Qualität des Erzeugnisses macht bzw. versucht zu etablieren. Bei der kombinierten Herkunftsangabe wird die geographische Herkunft oft mit einer Qualitätsaussage kombiniert. Sie kann aber auch mit einer anderen Aussage verknüpft werden, wie "Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein", wie bei dem Gütezeichen des Landes Schleswig-Holstein oder "Geprüfte Markenqualität“, wie bei dem CMA-Gütezeichen. Als qualifizierte Herkunftsangaben sollen in Anlehnung an die Verordnung EWG 2081/922 solche Herkunftsangaben verstanden werden, bei denen sich die besondere Qualität aus einer spezifisch regionalen Produktionstradition, regionalspezifischen Grunderzeugnissen etc. ergibt. Bei einer qualifizierten Herkunftsangabe besteht eine enge Verbindung, ein "Link", zwischen Herkunft und Qualität. Ein Beispiel für eine qualifizierte Herkunftsbezeichnung wäre "Schwarzwälder Schinken".
Keywords: Agricultural and Food Policy; Marketing (search for similar items in EconPapers)
Pages: 59
Date: 2005-12
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DOI: 10.22004/ag.econ.98636
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