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Gesellschaftliche Individualisierung und betriebliche Innovation: Überlegungen zu Gegenstand und Auswirkungen einer überdehnten Instrumentalisierung von Subjektivität in der Arbeitswelt

Alexander Martin

No 10, Flensburger Hefte zu Unternehmertum und Mittelstand from Jackstädt-Zentrum Flensburg

Abstract: Dieser in Teilen essayistisch gehaltene Aufsatz greift die aktuell geführte Diskussion über die Veränderung der betrieblichen Organisation von Erwerbsarbeit in Zeiten eines "flexiblen Kapitalismus" (Sennett 1998) auf und wirft einen Blick auf zentrale Merkmale, Ursachen und Konsequenzen dieser Entwicklung. Vor dem Hintergrund eines spätestens seit den 1960er Jahren auszumachenden soziostrukturellen und soziokulturellen Gesellschaftswandels einerseits, sowie verschärften ökonomischen Wettbewerbsbedingungen andererseits, wird in diesem Beitrag die veränderte Erzeugung organisationaler Bindung und Kontrolle einer kritischen Analyse unterzogen. Gegenstand und Ausgangspunkt der Überlegungen bildet der durch neoliberale Transformationsbemühungen semantisch als "Befreiungsprojekt" (Dörre 2012, S. 63) aufgeladene Kontroll- und Bindungsmechanismus der Selbstverwirklichung. Aus der nunmehr gegebenen Möglichkeit, neue Arbeits- und Organisationskonzepte als freiwillige Gabe und Zugewinn individueller Handlungsautonomie gegenüber den Beschäftigten darstellen zu können, resultiert eine in der Reziprozität des sozialen Handelns angelegte Verpflichtung zum Arbeiten in eben diesen neuen Strukturen. Betriebliche Bindung und Kontrolle werden somit über die Idee der Reziprozität als subversiv wirkender Integrationsmodus ermöglicht. Die Überlegungen münden in der These, dass die mittels einer überdehnten instrumentalisierten Subjektivierung von Arbeit erzeugte Bindung und Kontrolle die unternehmerische Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu vermindern droht. Mit der hier in Anschlag gebrachten Argumentation wird also der dysfunktionale Charakter einer überdehnten "Instrumentalisierung von Subjektivität" (Kocyba 2000) angesprochen. Problematisch scheint in diesem Zusammenhang vor allem die ökonomische Fundierung zu sein, die in letzter Konsequenz zur Homogenisierung sowie Individualisierung und Entsolidarisierung des betrieblichen Handelns führt. Insofern droht der Kontroll- und Bindungsmechanismus nicht nur wirkungslos zu werden, sondern entfaltet gleichsam auch einen negativen Einfluss auf die unternehmerische Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Der Schwerpunkt des vorliegenden Beitrags liegt auf der Analyse der diese Entwicklung konstituierenden Faktoren und Mechanismen. Insofern wird mit den Ausführungen der Grundstein gelegt, um den Gegenstand der betrieblichen "Instrumentalisierung von Subjektivität" näher bestimmen und verstehen zu können, während hingegen die Darstellung der Auswirkungen dieser Entwicklung noch weitere Ausarbeitung bedarf und hier nur schemenhaft skizziert wird.

Keywords: Gesellschaftlicher Wandel; Bindung; Kontrolle; Subjektivierung von Arbeit; betriebliches Sozialgefüge; Innovationsfähigkeit (search for similar items in EconPapers)
Date: 2015
New Economics Papers: this item is included in nep-ger and nep-ino
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