Ökonomische Implikationen der Neuen Weltwirtschaftsordnung
Hans H. Glismann,
Paulgeorg Juhl and
Bernd Stecher
No 46, Kiel Discussion Papers from Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel)
Abstract:
Die Entwicklungsländer verlangen eine grundlegende Neugestaltung der bestehenden Weltwirtschaftsordnung. Kernpunkte ihrer Forderungen sind: die Stabilisierung und Erhöhung der Rohstoffpreise durch Rohstoffabkommen, die Indexierung der Exportpreise für Primärgüter sowie die erhöhte Verfügungsgewalt über ausländische Direktinvestitionen. Zudem streben sie einen Anteil von 25 vH an der Weltindustrieproduktion des Jahres 2000 an. # Eine nachhaltige Stabilisierung von Rohstoffpreisen durch Bufferstocks, multilaterale Kontrakte oder Kontingentsysteme dürfte deshalb nicht erreichbar sein, weil Prognosen des Gleichgewichtspreises mit hoher Unsicherheit behaftet sind. Eher gelingen wird eine Stabilisierung der gesamten Devisenerlöse von Entwicklungsländern mit Hilfe von Ausgleichszahlungen (Kompensatorische Finanzierung). Als Mittel zur Durchsetzung von Preiserhöhungen sind Rohstoffabkommen noch schädlicher als Erzeugerkartelle nach dem OPEC-Muster. Denn Rohstoffabkommen führen nicht nur - wie internationale Erzeugerkartelle - zu höheren Preisen, sondern überdies zu anhaltender Überschußproduktion. # Es ist nicht zu erwarten, daß die Entwicklungsländer mit Hilfe der Indexierung den "realen" Preis ihrer Rohstoffe halten und damit auf lange Sicht einen Ressourcentransfer von Industrie- in Entwicklungsländer bewirken können. Gegen den Erfolg der Indexierung spricht vor allem, daß für die meisten Rohstoffe Substitutionsmöglichkeiten bestehen. 0 Eine verstärkte Enteignung ausländischen Kapitals würde die Wachstums-, Beschäftigungs- und Devisenprobleme der Dritten Welt verschärfen, weil dann mit einem verminderten Zustrom ausländischer Direktinvestitionen und Technologien zu rechnen ist. # Das Ziel der Entwicklungsländer, bis zum Jahre 2000 einen Anteil an der Weltindustrieproduktion von 25 vH zu erreichen, ist überzogen. Dies gilt um so mehr, je mehr sich die Entwicklungsländer mit ihren Vorstellungen über die "Neue Weltwirtschaftsordnung" durchsetzen. Berechnungen auf realistischer Grundlage deuten eher auf einen Anteil von 15 vH im Jahre 2000 hin. 0 Solange die Bundesrepublik und die anderen Industrieländer strukturschwachen Branchen massive Protektion gegenüber ausländischen Konkurrenten einräumen, können sie gegenüber den Forderungen der Entwicklungsländer nicht glaubwürdig als Verteidiger marktwirtschaftlicher Prinzipien auftreten. Nicht zuletzt im eigenen Interesse müßten sie bereit sein, die nicht-tarifären Handelshemmnisse zu beseitigen und die Zollpräferenzen unbegrenzt, für alle Produkte und für alle Entwicklungsländer zu gewähren.
Date: 1976
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