Die künftige Rolle der Steinkohle in der Energieversorgung
Axel D. Neu
No 70, Kiel Discussion Papers from Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel)
Abstract:
Es ist kaum damit zu rechnen, daß der zunehmende Energieverbrauch künftig durch eine Expansion des Erdöl- und Naturgasangebots gedeckt werden kann. Dies resultiert vorrangig aus einer konservierenden Angebotspolitik der OPEC-Länder. Eine weiterhin sinkende Förderung der Vereinigten Staaten wird sich durch ein steigendes Angebot aus dem Raum außerhalb der OPEC vermutlich kaum kompensieren lassen. Da der Ausbau der Kernenergie weltweit nicht mehr ohne weiteres akzeptiert wird und deshalb ins Stocken geraten ist, sollte erwogen werden, der Steinkohle einen größeren Platz in der Energieversorgung einzuräumen. Vom Angebot her sind die Voraussetzungen hierzu nicht ungünstig. Nach neueren Schätzungen könnte die Produktion von Steinkohle beachtlich, ausgeweitet werden. Als Hauptanbieter werden die Vereinigten Staaten, Australien, die Republik Südafrika, Kanada und Polen in Erscheinung treten, als Hauptnachfrager die westeuropäischen Länder und Japan. Dieses Angebotspotential wird sich nur realisieren lassen, wenn langfristige Marktsignale durch langfristige Lieferverträge und Kapitalbeteiligungen die Erzeugerländer erreichen. Dies ist um so wichtiger, als mit erheblichen Vorlaufzeiten bei der Bereitstellung der internen und maritimen Transportkapazitäten zu rechnen ist. Das größte Potential bei der Substitution von Heizöl durch Steinkohle läßt sich auf dem Wärmemarkt der Industrie durch einen Wechsel der Befeuerung sowie bei der Raumheizung der Privathaushalte durch einen Ausbau der Fernwärme mobilisieren. Kurzfristig ließen sich etwa 20 Mill. t SKE Heizöl jährlich durch Steinkohle ersetzen. Angesichts des niedrigen Wirkungsgrades von Kohleveredelungsanlagen auf der Basis fossiler Prozeßwärme erscheint es fraglich, ob Großprojekte auf diesem Gebiet in größerem Umfang gefördert werden sollten, bevor nukleare Prozeßwärme aus Hochtemperaturreaktoren marktreif geworden ist. Vorrangig sollte das zusätzliche Steinkohlenangebot vielmehr dort verwendet werden, wo es Heizöl unmittelbar ersetzt, nämlich auf dem Wärmemarkt. Negative Umwelteinflüsse lassen es angezeigt erscheinen, den massiven Einsatz von Steinkohle als Übergangslösung zu betrachten und langfristig ein alternatives Verbrauchsmuster anzustreben, bevor die Erschöpfung der Kohlevorräte dies nahelegen würde. Als Basis der Energieversorgung können mittel- und langfristig neben der Kernspaltung auch die Kernfusions- und die Solarenergie in Betracht gezogen werden. Es besteht die Absicht, die Reglementierung der Steinkohleneinfuhr in die Bundesrepublik schrittweise etwas zu lockern. Die bisherigen Schritte in diese Richtung geben jedoch Anlaß zu der Sorge, daß der Zugang deutscher Verbraucher zu einem stark expandierenden Weltsteinkohlenmarkt unangemessen stark behindert bleibt.
Date: 1980
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