Der Nord-Süd-Dialog in der Sackgasse? Eine Nachlese zum Brandt-Bericht im Hinblick auf das Cancun-Gipfeltreffen
Juergen B. Donges
No 78, Kiel Discussion Papers from Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel)
Abstract:
Die im Brandt-Bericht propagierte Umverteilungsstrategie (verstärkter Ressourcentransfer in Nord-Süd-Richtung) und offenbare Reformeuphorie (neue Weltwirtschaftsordnung) tragen wenig dazu bei, Armut in der Dritten Welt dauerhaft zu überwinden und anhaltenden wirtschaftlichen Fortschritt zu sichern. Der Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung liegt in den Entwicklungsländern selbst. Viele Entwicklungsländer verharren im Zustand der Unterentwicklung, weil tradierte Wertvorstellungen, politische Instabilität und wirtschaftspolitisches Autarkiedenken als dauerhafte Wachstumsbremse wirken. Zahlreiche Länder haben aber im weltwirtschaftlichen WachstumsprozeB, zum Teil spektakulär, aufholen können, weil dort auf Leistungsethik und individuelles Erfolgsstreben gesetzt und Spezialisierungsvorteile im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung geschickt genutzt wurden. Nichts spricht dafür, daß unter einer neuen Weltwirtschaftsordnung, in der der internationale Güteraustausch und Kapitalverkehr behördlich gelenkt werden, die Entwicklungsländer besser fahren als bei einem System, das Rechtssicherheit, Vertragsfreiheit und offene Märkte gewährleistet. Die Industrienationen müssen es sich, auch im eigenen Interesse, zur Aufgabe machen, ein solches System funktionsfähig zu halten. Statt selektivem Importprotektionismus ist wieder Importliberalisierung auf breiter Front gefragt, und zwar unter Einschluß des Agrarhandels. Bei der Gewährung von Entwicklungshilfe soll auf Lieferbindung verzichtet werden, weil diese den Realwert mindert. Auflagen zur Förderung einer effizienten Wirtschaftspolitik im Nehmerland sollten gemacht werden. Großzügiger kann gegenüber den besonders armen Entwicklungsländern verfahren werden; doch muß sichergestellt sein, daß die Entwicklungshilfe die bedürftigen Menschen auch wirklich erreicht. Im Bereich der internationalen Rohstoffpolitik können die Industriestaaten mittels großzügiger Zusagen für kompensatorische Finanzierungskredite kooperieren. Diese Kredite sollten jedoch zu Marktbedingungen gewährt werden, damit für Entwicklungsländer ein ökonomischer Anreiz besteht, ihrerseits Maßnahmen zum Abbau von Exporterlösfluktuationen zu ergreifen. Entwicklungserfolge in der Dritten Welt hängen nicht vom "guten Willen" der Industriestaaten ab. Tragfähige Lösungen für das Entwicklungsproblem lassen sich nicht auf internationalen Konferenzen aushandeln. Es sind die Regierungen in den Entwicklungsländern, die Bedingungen herstellen müssen, unter denen sich die Bevölkerung zu Leistung und Strukturwandel motivieren läßt.
Date: 1981
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