Neue Wege in der Wechselkurspolitik der Entwicklungsländer? Brasiliens Trotting Peg
Juergen Bernhard Donges
No 8, Kiel Discussion Papers from Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel)
Abstract:
Die Entwicklungsländer benötigen mehr Wechselkursflexibilität, als das Bretton-Woods- System vorsieht, wenn wirtschaftliches Wachstumstempo und Beschäftigungsgrad dort nicht aus Zahlungsbilanzgründen nachhaltig gedrosselt werden sollen. Brasilien zählt zu jenen Entwicklungsländern, die schon in den fünfziger und sechziger Jahren eine weit elastischere Wechselkurspolitik verfolgt haben, als gemeinhin angenommen wird, dies jedoch —da die Industrialisierung unter dem Aspekt der Importsubstitution betrieben wurde — primär aus zahlungsbilanzpolitischen Gründen. Da Mitte der sechziger Jahre die brasilianische Regierung auf eine exportorientierte Entwicklungspolitik umschaltete und da das Kosten- und Preisniveau in Brasilien wesentlich schneller steigt als im Ausland, bedurfte es eines Wechselkurssystems, das die Exportunternehmen vor einer Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsposition bewahrt. Das Mitte 1968 gewählte Verfahren, wonach die Cruzeiro-Parität in kleinen Schritten und etwas hinter dem Preisanstieg herhinkend verändert wird, („trotting peg"), ist den wirtschaftspolitischen Zielsetzungen des Landes — exportorientiertes Wachstum bei allmählicher Verminderung des Inflationstempos — angemessen und anderen (elastischen) Wechselkursregelungen wahrscheinlich überlegen. Die häufig gegen flexiblere Wechselkurssysteme vorgebrachten Bedenken sind durch die bisherigen Erfahrungen mit Brasiliens „trotting peg" nicht bestätigt worden: Der Preisauftrieb hat nicht zugenommen, sondern nachgelassen; die Devisenspekulation ist nicht angeregt worden, sondern praktisch verschwunden; die Exportneigung hat unter den häufigen Paritätsänderungen nicht gelitten, sondern an Intensität gewonnen; das gesamtwirtschaftliche Wachstumstempo ist nicht gebremst, sondern kräftig stimuliert worden.
Date: 1970
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