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Mehr Beschäftigung durch Reallohnzurückhaltung: Zum Streit zwischen kosten- und nachfrageorientierter Lohnpolitik

Jürgen Roth

No 85, Kiel Discussion Papers from Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel)

Abstract: In der lohnpolitischen Debatte stehen sich das kostenorientierte (neoklassiche) Konzept und das nachfrageorientierte (Kaufkraft-) Konzept nach wie vor diametral gegenüber: - Nach Ansicht derjenigen, die die neoklassische Position vertreten, läßt sich die Beschäftigung durch Reallohnzurückhaltung steigern. - Die Vertreter der Kaufkrafttheorie des Lohnes sehen dagegen höhere, mindestens aber stabile Reallöhne als Voraussetzung für mehr Beschäftigung an. Zeitreihenanalytische Tests mit gesamtwirtschaftlichen (trend- und saisonbereinigten) Quartalsdaten für die Bundesrepublik Deutschland von 1970:1 bis 1979:4 führen zu Resultaten, die insgesamt im Einklang mit der neoklassischen Theorie, nicht aber mit der Kaufkrafttheorie des Lohnes stehen. Die wichtigsten Aussagen sind folgende: - Kurzfristige Beschäftigungsänderungen lassen sich zum Teil auf Änderungen der realen Faktorkosten zurückführen: Reallohnerhöhungen und rohstoffpreisinduzierte Terms-of- Trade-Verschlechterungen haben einen signifikanten negativen Einfluß auf die Beschäftigung. - Beschäftigungsänderungen haben ihrerseits positive Rückwirkungen auf den Reallohn; anders ausgedrückt: Steigende Arbeitslosigkeit dämpft in der Regel die Reallohnentwicklung. - Für das Kaufkraftargument, wonach mehr Reallohn zu mehr Nachfrage und mehr Beschäftigung führt, finden sich keine empirischen Anhaltspunkte. Eine Simulationsrechnung ergibt, daß eine Reallohndämpfung von 1 vH ohne längere Verzögerung für 21/« bis 3 Jahre beschäftigungssteigernd wirkt. Ausgehend von rund 22 Mill. erwerbstätigen Arbeitskräften in der Bundesrepublik würde die Beschäftigung im ersten Jahr um etwa 80 000, im zweiten um 145 000 und im dritten um ungefähr 165 000 Arbeitskräfte zunehmen. Insgesamt läge die Mehrbeschäftigung demnach in der Nähe von 400 000.

Date: 1982
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