Ökologische Schweineproduktion in Deutschland: Eine SWOT-Analyse entlang der Wertschöpfungskette
Heike Kuhnert,
Karen Aulrich,
Ralf Bussemas,
Dirk Klinkmann,
Marie von Meyer-Höfer,
Christina Veit,
Daniela Werner and
Stephanie Witten
No 259, Thünen Working Papers from Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries
Abstract:
Der inländische Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch ist rückläufig: Er lag im Jahr 2023 bei noch 34,5 kg, gegenüber 50,2 kg Pro-Kopf-Verbrauch in 2010. Die sinkende Nachfrage wird begleitet von einer anhaltenden gesellschaftlichen Diskussion über Tierwohl- und Umweltaspekte der deutschen Schweinehaltung. Der Anpassungsdruck auf die Branche war in den letzten Jahren hoch und wird es voraussichtlich weiterhin bleiben. Die ökologische Tierhaltung gilt generell als eine mögliche Option, mit der die Erwartungen der Gesellschaft und der Konsumenten an die Tierhaltung erfüllt werden könnten. Innerhalb der stetig gewachsenen ökologischen Erzeugung und Nachfrage nach Öko-Lebensmitteln in Deutschland haben Fleisch- und Wurstwaren bislang jedoch eine vergleichsweise geringe Bedeutung. Die Schweinehaltung fristet im Ökolandbau seit Langem ein Schattendasein: Der Anteil der ökologisch gehaltenen Schweine an allen Mastschweinen lag im Jahr 2021 bei rund einem Prozent. Das vorliegende Thünen Working Paper enthält eine SWOT-Analyse der Branche "Öko-Schwein" in Deutschland (SWOT: Strengths = Stärken, Weaknesses = Schwächen, Opportunities = Chancen sowie Threats = Risiken), die auf vielfältigen eigenen Vorarbeiten des Autorenteams basiert. Wesentliche Ergebnisse der Analyse sind: • Stärken und Chancen: Stärken der Branche "Öko-Schwein" bestehen vor allem in einem hohen Tierwohlpotenzial und der Begrenzung von regionalen Nährstoffüberschüssen bei der Erzeugung in Regionen mit hohen Viehbesätzen. Das positive Image des Ökolandbaus und damit von Öko-Fleisch- und Wurstwaren macht die Sortimente für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zur eigenen "grünen" Profilierung interessant. Vor diesem Hintergrund stellt das zunehmende Interesse des LEH am Ausbau dieser Sortimente eine Chance für die Öko-Schweinehaltung dar, ebenso wie eine stärkere Ausrichtung der Essensangebote in der AußerHaus-Verpflegung im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte. • Schwächen und Risiken: Als Schwächen der Branche "Öko-Schwein" sind auf Ebene der landwirtschaftlichen Erzeugung hohe Produktionskosten und hohe Hürden für Neueinsteiger zu benennen. Eine kleinteilige und zersplitterte Erzeugungsstruktur macht die Rohwarenbeschaffung für Verarbeitungsunternehmen vergleichsweise schwierig und teuer. Die Preisabstände zwischen herkömmlich und ökologisch erzeugten Produkten sind relativ groß, das absolute Preisniveau für die Öko-Produkte ist hoch. Risiken werden vor allem in einer zunehmend kritischen Bewertung des Fleischkonsums generell und der Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und vorhandener Preisbereitschaft für höherpreisige Produkte gesehen. Aus Sicht des Öko-Sektors ist auch die (gesellschaftlich wünschenswerte) Ausdifferenzierung des Gesamtmarktes in Richtung mehr Tierwohl und Regionalität als Risiko einzustufen. • Handlungsbedarf: Generell sieht das Autorenteam politischen Klärungsbedarf im Hinblick auf die Transformation der Nutztierhaltung in Deutschland. Speziell für die Branche "Öko-Schwein" sehen wir auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette Entwicklungsbedarf, um die Basis für eine Ausweitung der ökologischen Schweinhaltung zu verbessern: Diese reichen von der Erschließung von Nachfragepotenzialen, dem Ausbau von regionalen und überregionalen Wertschöpfungsketten bis zur produktionstechnischen Weiterentwicklung der Systeme auf Erzeugerebene. Aus ökonomischer Sicht ist die langjährig verhaltene Entwicklung der Erzeugung ein Anzeichen für mangelnde Rentabilität. Für fundierte ökonomische Analysen, die nicht zuletzt investitionsinteressierten Betrieben als Entscheidungsgrundlage dienen können, sollte ein methodischer Ansatz entwickelt und umgesetzt werden, der die Berechnung von Produktionskosten für unterschiedliche und im Ökolandbau typische Haltungssysteme ermöglicht. Dabei sollten sowohl größere Bestände mit Fokus auf den überregionalen Absatz als auch kleinere Bestände mit Fokus auf die Direktvermarktung bzw. regional ausgerichtete Vermarktung einschließlich mobiler Schlachtkonzepte betrachtet werden.
Keywords: Ökologische Schweineerzeugung; SWOT-Analyse; Öko-Schwein; Öko-Marktentwicklung; Organic pig production; SWOT analyses; organic pigs; organic market; market development (search for similar items in EconPapers)
Date: 2025
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DOI: 10.3220/WP1737356816000
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