Forschungsmethodische Positionierung in der Wirtschaftsinformatik: Epistemologische, ontologische und linguistische Leitfragen
Jörg Becker,
Roland Holten,
Ralf Knackstedt and
Björn Niehaves
No 93, Arbeitsberichte des Instituts für Wirtschaftsinformatik from University of Münster, Department of Information Systems
Abstract:
Die primären Untersuchungsgegenstände der Wirtschaftsinformatik sind betriebliche Informationssysteme sowie die Rahmenbedingungen, unter denen sich ihre Entwicklung, Einführung und Nutzung vollziehen. Ihre Ursprünge hat die Wirtschaftsinformatik in den Wirtschaftswissenschaften auf der einen und der Informatik auf der anderen Seite. Die Forschung in der Wirtschaftsinformatik und die Entwicklung spezieller Forschungsmethoden erfolgt im Spannungsfeld der sich unterscheidenden Forschungsansätze der Mutterdisziplinen. So ist vor allem die Betriebswirtschaftslehre seit Beginn der 70er-Jahre vielerorts geprägt durch empirisch orientierte Forschungsprojekte. Die Anwendung sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden verstärkte sich im Zuge verhaltenswissenschaftlicher Ausrichtungen in der Betriebswirtschaftslehre. Hingegen kennzeichnet sich die Informatik in ihren Forschungsmethoden in besonderem Maße durch formalwissenschaftliche Ansätze zur Konstruktion technischer Systeme. Aus diesem forschungsmethodischen Spannungsfeld heraus entwickelt sich eine Vielzahl von Forschungsmethoden, die wirtschaftsinformatische Fragestellungen behandeln. Sowohl empirisch orientierte Vertrauensstudien im E-Commerce als auch Untersuchungen zur Optimierung von Algorithmen lassen sich unter dem Dach der Wirtschaftsinformatik zusammenfassen. Eine Vermittlung zwischen den verschiedenen, in ihrem wissenschaftstheoretischen und forschungsmethodologischen Grundverständnis unterschiedlichen Forschungsansätzen scheint nicht immer möglich. Angesichts dieses methodologischen Pluralismus ist zu empfehlen, dass Forschung unter weitreichender Offenlegung der wissenschaftlichen Grundannahmen und Vorgehensweisen erfolgt. Hierbei sind eine Systematisierung des Entwurfs von Forschungsdesigns und der Bewertung von Forschungsergebnissen erforderlich. Die im Folgenden vorgestellten Ordnungsrahmen sollen dem Forschenden hierfür Orientierung bieten. Zunächst werden wichtige Entscheidungsparameter des Entwurfs eines Forschungsdesigns und deren Zusammenhänge diskutiert (Kapitel 2). Hierbei werden Leitfragen zur Explikation wissenschaftstheoretischer Grundannahmen formuliert, eine Systematisierung möglicher Forschungsziele vorgenommen und mögliche Forschungsmethoden überblicksartig präsentiert. Darauf aufbauend wird eine Klassifikation von Kriterien für die Bewertung von Forschungsergebnissen vorgenommen (Kapitel 3). Eine ausführliche exemplarische Instanziierung der Ordnungsrahmen wird anhand der Informationsmodellierung vorgenommen (Kapitel 4). Es werden mögliche wissenschaftstheoretische Basispositionen für eine konsens-orientierte Informationsmodellierung formuliert und deren Konsequenzen untersucht. Hierbei zeigt sich, dass sich aus der Auffassung der Informationsmodellierung als Forschungstätigkeit in Verbindung mit den präsentierten Ordnungsrahmen Ansätze ableiten lassen, die eine Steigerung der Effizienz und Effektivität der Informationsmodellierung unterstützen können. Der Beitrag endet mit einer Zusammenfassung und dem Aufzeigen weiteren Forschungsbedarfs (Kapitel 5).
Date: 2003
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