Krankheitsursachen Gene: Neue Genetik und public health
Nicola Wolf
No P 02-202, Discussion Papers, Research Group Public Health from WZB Berlin Social Science Center
Abstract:
Nach dem zweiten Weltkrieg war es um die medizinische Genetik nach den Erfahrungen mit der Verbindung zwischen Genetik und eugenischer Bewegung erst einmal still geworden. In der Folgezeit kam es zu enormen Fortschritten auf dem Gebiet der Molekularbiologie. Mei-lensteine waren die Entdeckung der Doppelhelixstruktur der DNA 1953 und die Entschlüsse-lung des genetischen Codes Ende der 60iger Jahre. Im Jahr 1973 gelang es zum ersten Mal, die Erbsubstanz von Labororganismen zu verändern und Ende der 70iger Jahre war man dann auch in der Lage, mit der Erbsubstanz des Menschen zu experimentieren: Die Neue Genetik entstand als Zweig der Biotechnologie. In den 70er Jahren expandierte die Molekularbiologie technisch, institutionell, kulturell und ökonomisch. Mit dem Beginn des Human Genome Projektes Mitte der 80er Jahre erhielt die genetische Forschung einen gewaltigen Zustrom an Geld und Energie. Ziel dieses größten Projektes in der Geschichte der Biowissenschaften ist, die Abfolge der ca. 3 Milliarden che-mischen Buchstaben des Genoms zu dokumentieren und die Funktion der etwa 30.000 bis 40.000 menschlichen Gene aufzuklären. Auf der aktuellen biomedizinischen Forschungsagen-da steht die Frage nach den genetischen Ursachen häufiger Krankheiten - u. a. Herzkrankheit, Krebs, Diabetes und psychische Krankheiten. Die Medien und Fachpublikationen sind voll von neuen Assoziationen zwischen Genen und dieser oder jener Krankheit sowie enthusiastischen Verkündigungen, wonach die molekulare Genetik die Gesundheitssicherung revolutionieren werde. Um zu einer realistischen Einschät-zung zu gelangen und der gesundheitswissenschaftlichen Diskussion zur Neuen Genetik sachkundig folgen zu können, muss man die Produkte der modernen Genomforschung zu-nächst einmal verstehen. Der vorliegende Text will dazu einen Beitrag leisten: Grundzüge, Grundgedanken und zentrale Befunde der Genomforschung und der genetisch-epidemiologi-schen Ursachenforschung werden mit Bezug auf Public Health präsentiert. Dabei werden Konzepte der maßgeschneiderten Therapie und Prävention, also auf die genetische Konstitution eines Individuums zugeschnittene Interventionen (etwa lebenslange prophylaktische Medikation oder Regimes zur Änderung des Lebensstils) dargestellt und ihre schon heute ab-sehbaren Begrenzungen - begründet in der Komplexität des multifaktoriellen Krankheitsge-schehens - herausgearbeitet.
Date: 2002
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