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Managed care: Medizin zwischen kommerzieller Bürokratie und integrierter Versorgung. Am Beispiel USA

Hagen Kühn

No P 97-202, Discussion Papers, Research Group Public Health from WZB Berlin Social Science Center

Abstract: Was hierzulande derzeit unter der Bezeichnung Managed Care aus den USA bekannt wurde, steht ohne Übertreibung für die Unwälzung des Systems der medizinischen Versorgung in den USA. Gemeint ist damit ein äußerst rasant vorangehender Prozeß, in dem Instrumente und Prinzipien betrieblichen Managements zunehmen in der medizinischen Versorgung angewandt und meist von der Finanzierungs- bzw. Versicherungsseite gesteuert werden. Im Reformdiskurs um das deutsche Gesundheitswesen erhalten Konzepte mit dem Etikett Managed Care eine zunehmende Bedeutung. Jedoch leidet die Rezeption darunter, daß sie sich überwiegend auf normative Konzepte und Einzelinformationen stützt , die einem kaum reflektierten Kontext des amerikanischen Gesundheitswesens und dessen politisch-ökonomischer Dynamik entnommen sind. Der vorliegende Text ist der Versuch, hierzu einen Beitrag zu leisten. Bezugspunkt ist dabei die Arzt-Patient-Beziehung, in der sich die Leistungsfähigkeit des Systems letztlich äußern muß. Darauf bezogen wird gefragt, wie sich die Übertragung des Versicherungsrisikos an die Institution und z.T. auch die einzelnen Ärzte auswirkt. Im Kern steht dabei die enorme Beschleunigung einer langfristigen Tendenz, die man unter den Begriff der Verbetrieblichung medizinischer Arbeit fassen kann, mit den Hauptmerkmalen einer zunehmenden Standardisierung, höheren Arbeitsteiligkeit und Integration, formalisierter Kontrolle und Steuerung durch ein Management und nicht zuletzt der Bürokratisierung und tendenziellen De-Professionalisierung. Eine oft übersehene Folge dieser Tendenz ist der Kommerzialisierungstrend, bei dem - historisch erstmals - die unmittelbare medizinische Versorgung (und nicht mehr nur die Zulieferer und Versicherer) zur attraktiven Anlagesphäre für privates Kapital wird. In diesem Kontext werden auf der Basis der empirischen Literatur, von Erfahrungsberichten und Experteninterviews daraus resultierende Wirkungen auf Ausgaben und Kosten, gesundheitspolitische Qualität, das Spannungsverhältnis zwischen der traditionellen ethischen Erwartung der Bevölkerung an Ärzte auf der einen und deren Autonomieverlust an das Management auf der anderen Seite. Da der alte Status quo eine gänzlich unrealistische Perspektive ist, werden zum Abschluß an einem empirischen Beispiel einige Überlegungen zur einer mit den generellen gesundheitspolitischen Zielen und den ethischen Erwartungen der Bevölkerung verträglichen Perspektive angestellt.

Date: 1997
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