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Präventionspolitische Bewertungskontroversen im Bereich Umwelt und Gesundhheit

Rolf Rosenbrock and Werner Maschewsky

No P 98-205, Discussion Papers, Research Group Public Health from WZB Berlin Social Science Center

Abstract: Technologien und Arbeitsprozesse haben oft zu unerwarteten arbeits- und umweltbedingten Krankheiten geführt; zum Teil hat sich die Gesundheitsschädlichkeit erst nach vielen Jahren scheinbar problemloser Praxis herausgestellt. Der vorliegende Literaturbericht zur umweltbezogenen Präventionspolitik geht den dabei auftretenden Kontroversen unter vier strukturierenden Fragestellungen nach: 1. Besteht ein Kausalzusammenhang zwischen bestimmten anthropogenen Umwelteingriffen und Gesundheitsproblemen? Zugespitzt: Gibt es überhaupt etwas zu prävenieren? 2. Wie groß ist der Einfluß bestimmter anthropogener Naturveränderungen auf die menschliche Gesundheit? Zugespitzt: Wird das Problem über- oder unterbewertet? 3. Auf welcher Stufe des langen Weges von der Emission bis zur individuellen Erkrankung soll interveniert werden? Zugespitzt: Expositions- oder Dispositionsprophylaxe? 4. Welche der für andere Gesundheitsgefährdungen entwickelten präventionspolitischen Strategien im weiten Spektrum von Verhältnis- und Verhaltensprävention sollen eingesetzt werden? Als Teilnehmer dieser Kontroversen mit je spezifischen Interessen-, Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsmustern werden folgende Akteure identifiziert: Verursacher, z.T. mit eigenen bzw. beeinflußbaren Expertensystemen; unabhängige Expertensysteme mit meist disziplinspezifischen Wahrnehmungs- und Bewertungsmustern; staatliche und parastaatliche Entscheidungs- und Regulierungsinstanzen; Massenmedien; Betroffene als Einzelne, Gruppen oder soziale Bewegungen, z.T. mit eigenen bzw. beeinflußbaren Expertensystemen. Als Ergebnis zeigt sich, daß Verursacher, Experten- und Politiksysteme weder einzeln noch gemeinsam zuverlässig in der Lage sind, relevante Gesundheitsprobleme dieser Art frühzeitig zu identifizieren. Präventive Potentiale werden häufig nicht oder später als möglich ausgeschöpft. Diese Erfahrung wird zum Kristallisationspunkt sozialer Gruppen und Bewegungen. Ihnen wird, trotz mannigfacher Gegenevidenz, überwiegend mit Mißtrauen begegnet. Dieses Mißtrauen speist sich aus Abwehrhaltungen gegenüber erwarteten Forderungen sowie aus der Erfahrung, daß die öffentliche Thematisierung von Gesundheitsrisiken oft unabhängig von deren Existenz bzw. Relevanz zum Anstieg entsprechender Diagnosen führt. Gegenwärtig mangelt es an konsensfähigen Methoden, Verfahren und Institutionen, mithilfe derer die aus den Einschätzungs- und Bewertungsdifferenzen resultierenden präventionspolitischen Kontroversen aufgelöst werden könnten. Eine frühere Fassung dieses Papiers wurde im Auftrag des Büros für Technikfolgen- Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) für das Projekt 'Umwelt und Gesundheit' geschrieben.

Date: 1998
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