Mensch, Gesellschaft, Technik: Auf dem Wege zu einem neuen gesellschaftlichen Umgang mit der Technik
Meinolf Dierkes
No P 85-6, Discussion Papers, Presidential Department from WZB Berlin Social Science Center
Abstract:
Umfang der Technisierung wie auch die Art und Weise des gesellschaftlichen Umgangs mit Technik werden angesichts der breiten öffentlichen Diskussion um ihre Folgewirkungen zunehmend zu einem zentralen und gemeinsamen Problem von Staat, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Ansätze für mögliche Lösungen müssen verschiedene Problemebenen berücksichtigen: ökonomische, ökologische und soziale Ziele und Auswirkungen von Techniknutzung, die hier mit Hilfe eines magischen Dreiecks der Technikbewertung erfaßt werden; unterschiedliche zeitliche Komponenten von Techniknutzung und ihren Auswirkungen sowie eine adäquate Aufgaben- und Verantwortungsverteilung zwischen allen Beteiligten. Davon ausgehend werden konkret folgende Handlungsvorschläge gemacht: 1. Im Hinblick auf die primär ökologischen Auswirkungen von Techniknutzung in der Vergangenheit und der hier bestehenden AItlastenproblematik sollte ein beschäftigungs-, qualifikations- und wachstumswirksames Programm der Altlastenbeseitigung in enger Kooperation zwischen Staat, Wirtschaft und Wissenschaft in Gang gesetzt werden. Als Finanzierungsform wäre hier aus pragmatischen wie aus Gründen der Verteilungsgerechtigkeit zwischen den Generationen eine Altlastenanleihe näher zu diskutieren. 2. Im Hinblick auf die negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen heutiger Techniknutzung und der hier bestehenden Handlungsproblematik sollte a) die staatliche Politik einerseits verstärkt positive Anreize - z.B. in Form von Abgabenlösungen - vor allem in der Umweltpolitik einsetzen und Raum für flexible Verhandlungslösungen auf regionaler Ebene schaffen; andererseits sollte das geltende Wirtschafts- und Umweltstrafrecht in Richtung auf eine erweiterte Produzentenhaftung hin überdacht werden; sollten b) die Unternehmen durch erweiterte Publizität in Form von Umweltberichterstattung und gesell schaftsbezogener Rechnungslegung ihre Bemühungen um die Reduktion sozialer und ökologischer Belastungen deutlich machen. Wo dies auf freiwilliger Basis im Sinne eines aufgeklärten Selbstinteresses der Wirtschaft nicht ausreichend erfolgt, sollten entsprechende Publizitätsvorschriften geschaffen werden; sollte c) die in der Bevölkerung vorhandene Bereitschaft zu einem bewußteren Umwelt- und Technikverhalten stärker als bisher genutzt werden. Hierfür müssen entsprechende Verhaltensanreize geschaffen und bestehende institutionelle Hemmnisse abgebaut werden. In diesem Bereich kommt vor . allem den Kommunen bei der Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur und vielfältigen Formen der Umweltberichterstattung auf kommunaler und regionaler Ebene eine wichtige Aufgabe zu. 3. Im Hinblick auf die vielfach unbekannten Folgen neuer Technologien und die hier bestehende Wissens- und Entscheidungsproblematik sollte das Konzept der Technologiefolgenabschätzung als Instrument einer ökologisch und sozial sensiblen Wachstumsstrategie von Staat und Wirtschaft stärker genutzt werden. Neben entsprechenden Aktivitäten durch die Unternehmen sollten in erster Linie die Parlamente als zentrale Orte des Diskurses im politischen System für ausgewählte basistechnologische Entwicklungen Technikfolgenabschätzungen in eigener Initiative durchführen lassen und ihre Ergebnisse und Konsequenzen öffentlich diskutieren. Die bisherigen technikbezogenen Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages, vor allem die gegenwärtig eingerichtete Enquete-Kommission Technologiefolgenabschätzung, aber auch ähnliche Bemühungen bei anderen nationalen Parlamenten sowie beim Europaparlament, sind hierfür ermutigende Anzeichen.
Date: 1985
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