EconPapers    
Economics at your fingertips  
 

Werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher? Zehn Thesen zur Ungleichheitsdebatte

Clemens Fuest

No 3/2016, ZEW policy briefs from ZEW - Leibniz Centre for European Economic Research

Abstract: Derzeit vergeht kaum ein Tag, ohne dass Meldungen über wachsende Ungleichheit Schlagzeilen machen. Nach einer Studie von Credit Suisse besitzen 0,7 Prozent der Weltbevölkerung 45 Prozent des Vermögens. Die Organisation Oxfam behauptet, das Vermögen der Reichen sei in den letzten fünf Jahren um 44 Prozent gestiegen, das der Armen um 41 Prozent gefallen. Der französische Ökonom Thomas Piketty warnt vor einer Gesellschaft, in der Einkommen immer ungleicher werden. Als Reaktion darauf fordern viele eine höhere Besteuerung der 'Reichen' und einen Ausbau des Sozialstaates. Diese Debatte wirft im Kern drei Fragen auf. Erstens: Nimmt die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen tatsächlich zu, werden die Armen also immer ärmer und die Reicher immer reicher? Zweitens: Wie ist die Entwicklung in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern? Drittens: Sollte die deutsche Politik reagieren und falls ja, wie? Die wichtigste Antwort auf diese Fragen lautet: Die These allgemein wachsender Armut und Ungleichheit ist falsch. Die weltweite Armut hat in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen, die Einkommensungleichheit ist zurückgegangen. Das ist eine Folge des Aufstiegs der Schwellenländer. In den reichen Industrieländern wächst die Ungleichheit der "Markteinkommen". Aber letztlich kommt es auf die "verfügbaren Einkommen" an, also die Einkommen nach Steuern und Transfers, die jeder letztlich ausgeben kann. Der Sozialstaat federt die zunehmende Ungleichheit ab. In Deutschland wird mehr umverteilt als in fast allen anderen Ländern. Der Anteil der ärmsten 25 Prozent der Bevölkerung an den verfügbaren Einkommen ist deshalb in den letzten 20 Jahren annähernd stabil geblieben. Vor diesem Hintergrund wirkt die aktuelle Ungleichheitsdebatte überzogen. Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, den deutschen Wohlfahrtsstaat so zu reformieren, dass er auch künftig Absicherung bietet. Wie wirtschaftliche Ungleichheit sich entwickelt und welche Konsequenzen für die deutsche Politik sich daraus ergeben, lässt sich in zehn Thesen zusammenfassen.

Date: 2016
New Economics Papers: this item is included in nep-ger
References: Add references at CitEc
Citations: View citations in EconPapers (1)

Downloads: (external link)
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/129774/1/852152353.pdf (application/pdf)

Related works:
This item may be available elsewhere in EconPapers: Search for items with the same title.

Export reference: BibTeX RIS (EndNote, ProCite, RefMan) HTML/Text

Persistent link: https://EconPapers.repec.org/RePEc:zbw:zewpbs:32016

Access Statistics for this paper

More papers in ZEW policy briefs from ZEW - Leibniz Centre for European Economic Research Contact information at EDIRC.
Bibliographic data for series maintained by ZBW - Leibniz Information Centre for Economics ().

 
Page updated 2025-03-22
Handle: RePEc:zbw:zewpbs:32016