Neue Ungleichheits- und Modernitätsanalyse: Ökonomische Perspektiven und Soziologie-Fehlsicht
Paul Welfens
No disbei302, EIIW Discussion paper from Universitätsbibliothek Wuppertal, University Library
Abstract:
Verteilungsfragen sind seit den 1990er Jahren u.a. in den OECD-Ländern wieder stärker in den Fokus der Analyse gerückt. Es ist in den Sozialwissenschaften wenig üblich geworden, sich wissenschaftlich über wichtige Phänomene und Thesen zu streiten bzw. sich mit verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen kritisch auseinanderzusetzen. Das hat dazu geführt, dass in den Sozialwissenschaften - etwa im Blick auf Ökonomie und Soziologie - unterschiedliche Analysebefunde bestehen, die sich zum Teil vollkommen widersprechen; interessanterweise auch bei Fragen der Ungleichheitsanalyse. Basierend auf der Kenntnis wichtiger Statistiken und Regressions- bzw. Simulationsanalysen sowie dank von Theoremen der Außenwirtschaftstheorie hat man in der Ökonomie ein differenziertes Bild von Ungleichheits-Entwicklungen im Kontext der Globalisierung gebildet. Teile der Soziologie in Deutschland arbeiten, wie Andreas Reckwitz im Buch Die Gesellschaft der Singularitäten, ohne erkennbare theoretische Fundierung bzw. empirische Evidenz bei so wichtigen Themen wieökonomisch-kultureller Aufstieg und Abstieg bzw. Ungleichheitsdynamik. Manch einflussreicher Akteur in der Politik lässt sich wiederum nachweislich von unwissenschaftlichen Passagen bei Reckwitz in den Bann ziehen, so dass dessen sehr fragwürdige Ungleichheitsdynamik-Behauptung unter der Überschrift "Paternostereffekt" destabilisierend in Bundes- und EU-Politik sowie darüber hinaus wirken könnte. Politik, die in wichtigen Feldern nicht auf theorie- und evidenzbasierte Aussagen baut, sondern auf ungeprüfte Vermutungen, trägt zur "Risikogesellschaft" bei: gefährdet Stabilität undökonomischen Wohlstand aller Schichten. Es erscheint als wünschenswert, theorie- und faktenbasiert in der Wissenschaft zu arbeiten und empirische Ergebnisse dort und in der Politik sorgfältig zu beachten; dabei auch die Reckwitz-Debatte, die auch in der Soziologie kontrovers geführt wird, kritisch zur Kenntnis zu nehmen. Im Übrigen ist der Ansatz, das effektive Lebenszeiteinkommen international zu vergleichen, wichtig und innovativ.
Keywords: Ungleichheit; Weltwirtschaft; Technologie; Singularität; Kritischer Rationalismus; Evidenz; Paternostereffekt (search for similar items in EconPapers)
JEL-codes: D63 F00 O1 O33 (search for similar items in EconPapers)
Pages: 65 Pages
Date: 2021-07
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