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Gibt es eine ordoliberale Entwicklungsidee? Walter Euckens Analyse des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels

Nils Goldschmidt

No 12/3, Freiburg Discussion Papers on Constitutional Economics from Walter Eucken Institut e.V.

Abstract: [Ausblick] 'Allgemeingültige, dynamisch-theoretische Aussagen über die Einwirkung des Wirtschaftsherganges auf die Daten sind unmöglich.' (Eucken 1940/1989: 185) Euckens wiederholte Kritik an Theorien wirtschaftlicher Entwicklung lassen es geradezu sinnwidrig erscheinen, sich über eine ordoliberale Entwicklungstheorie Gedanken zu machen. Doch schiebt man den terminologischen Befund beiseite, zeigt sich ein anderes Bild. In seiner Hinwendung zum tatsächlichen wirtschaftlichen Geschehen will Eucken gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel tatsächlich erklären und gestalten. Dies wird nach Eucken dann misslingen, wenn man wirtschaftliche Entwicklung vom Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung abkoppelt und den Prozess in die eine oder andere Richtung deterministisch bestimmen will. Dies gilt für Gesellschaftstheorien wie Marxismus und Sozialismus in gleicher Weise wie für 'dynamische' Theorien wirtschaftlicher Zwangsläufigkeiten. Gegen den Reduktionismus solcher Theorien und gegen den Relativismus historistischer Ansätze setzt Eucken sein ordoliberales Programm, in dem das Wechselspiel zwischen gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung im Mittelpunkt steht. Es ist hier nicht der Ort darüber zu spekulieren, inwieweit es Eucken tatsächlich gelungen ist, eine Theorie wirtschaftlicher Entwicklung zu entwerfen. Seine phänomenologisch inspirierte Forschungsmethode (zum Überblick: Gander / Goldschmidt / Dathe 2009) und die bleibende Schwierigkeit, den Datenkranz, ist er erst einmal gebildet, dann wieder in das wirtschaftliche Geschehen zu 'endogenisieren', sind nur zwei gewichtige Gründe, die ihm auf dem Weg zu einer modernen Entwicklungstheorie entgegenstehen. Doch Eucken und den Ordoliberalismus als Theorie wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung zu lesen - statt bei dem alleinigen, stereotypen Verweis auf die Güte der konstituierenden und regulierenden Prinzipien zu verharren - hätte auch für die heutige Diskussion in Zeiten der andauernden Wirtschaftskrise viel zu bieten: Ordnungsprobleme sind immer Fragen gesellschaftlicher wie wirtschaftlicher Wandlungsprozesse und ihres jeweiligen Wechselspiels.

Date: 2012
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