Arbeitskräftemobilität: Macht der Euro mobil? Arbeitskräftemobilität in Europa während der Krisenjahre
Jörn Quitzau,
Christina Boll and
Julian Leppin
No 19, Strategy 2030 - Wealth and Life in the Next Generation from Hamburg Institute of International Economics (HWWI) and Berenberg
Abstract:
Die Arbeitskräfte in Europa haben auf die Euro-Krise reagiert. In den vergangenen Jahren haben sich die grenzüberschreitenden Wanderungsströme erheblich verändert. Allerdings hat die gemeinsame Währung Euro der Mobilität innerhalb des Währungsraumes bisher keinen direkten und sichtbaren Schub verliehen. Stattdessen hat die Euro-Krise vor allem die Wanderungsströme aus den neuen mittel- und osteuropäischen Mitgliedsstaaten der EU umgelenkt. Statt nach Spanien, Irland und Italien gehen Arbeitskräfte aus diesen Beitrittsländern jetzt in andere Länder Europas. Teilweise sind mittel- und osteuropäische Arbeitnehmer sogar aus den Euro-Krisenländern in ihre Heimatländer zurückgekehrt oder in andere europäische Staaten weitergewandert. Dieses Umlenken der Wanderungsströme aus Mittel- und Osteuropa nach 2007 spielt eine weit größere Rolle für die Mobilität der Arbeitskräfte in Europa als die direkte Binnenwanderung von den Euro-Krisenländern in wirtschaftlich stärkere Euro-Länder. Beschäftigung und Einkommen sind die eigentlichen Triebfedern der Arbeitskräftemobilität in Europa. Auf die Währung kommt es dafür nicht an. Die Menschen gehen dorthin, wo die Jobs sind. Zusätzlich wirkt das nach wie vor bestehende Einkommensgefälle zwischen den mittel- und osteuropäischen Staaten und Westeuropa als Hebel, der Wanderungen in Gang setzt. Die Wanderungsbilanzen der Krisenländer sind durch stark rückläufige Einwanderzahlen bei zugleich stark steigenden Auswanderungen doppelt unter Druck. Einige vormals beliebte Einwanderungsländer wie etwa Spanien haben sich unter der Krise zu Nettoauswanderungsländern entwickelt. Die Arbeitskräfte reagieren auf die Krise. Migranten aus den mittel- und osteuropäischen neuen Beitrittsländern erweisen sich als besonders mobil. Sie streben in diejenigen Mitgliedsländer der Währungsunion, in denen der Arbeitsmarkt ihnen Chancen bietet, und sie wandern aus ihnen wieder aus, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt deutlich verschlechtert. Migranten sind zunehmend jung und gut gebildet. Generell ist eine positive Selektion der Auswanderer, gemessen an der Bildungsverteilung in ihren Heimatländern, zu beobachten. Hoch qualifizierte Migranten erkaufen sich ihren Arbeitsplatz teilweise mit einem Einsatz unterhalb ihrer formalen Qualifikationen am neuen Arbeitsort. Gleichwohl ist ein Job, für den sie eigentlich überqualifiziert sind, für sie die bessere Wahl, sofern dies kurzfristig die (einzige) Alternative zur Arbeitslosigkeit darstellt. Zudem ist in der Krise die Kluft zwischen angebotenen und arbeitsmarktseitig nachgefragten Qualifikationen insbesondere in den Krisenländern, aber auch in der Eurozone insgesamt rapide angestiegen. Der Skill Mismatch weist auf hohe strukturelle Defizite an den Arbeitsmärkten in der Eurozone hin, die durch mehr Mobilität der Arbeitskräfte allein nicht zu beheben sind. Das zunehmende Durchschnittsalter der Bevölkerung dürfte die Arbeitskräftemobilität innerhalb Europas künftig eintrüben. Umso wichtiger ist es, strukturelle Reformen anzugehen, um die Beschäftigungsdynamik in Europa und dem Euroraum weiter zu steigern. Die Mobilität innerhalb Europas bleibt ein komplexes Phänomen, das von einer Vielzahl von Faktoren getrieben wird. Aus diesem Grund sind die Migrationsströme auch künftig schwer vorherzusagen.
Date: 2014
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