Ein Vergleich der Bankensysteme in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Spanien aus räumlicher Perspektive: Befunde und Handlungsbedarf
Franz Flögel and
Stefan Gärtner
No 18/01B, IAT Discussion Papers from Institut Arbeit und Technik (IAT), Westfälische Hochschule, University of Applied Sciences
Abstract:
Dieser Beitrag untersucht dezentrale Bankensysteme in Deutschland, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Der durchgeführte Ländervergleich verdeutlicht, dass das deutsche Bankensystem wie erwartet am stärksten dezentralisiert ist. Dies liegt vor allem an den regionalen und gemeinwohlorientierten Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Während es im Vereinigten Königreich keine dezentrale Bankengruppe mehr gibt und echte Sparkassen in Spanien fast verschwunden sind, dominieren die mehr als 1.400 dezentralen Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Unternehmensfinanzierung in Deutschland. Der Ländervergleich hat drei Erfolgsfaktoren identifiziert, die zur Persistenz des dezentralen Bankings beitragen: I. Geringe operationale und funktionale Distanz sowie Einbettung in einen unterstützenden Regionalbankenverband: Geringe Distanzen bzw. räumliche Nähe zwischen regionaler Bank und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erleichtern den Zugang zu weichen Informationen bei der Kreditvergabe, und die Einbettung in einen Verband ermöglicht es regionalen Banken, auch in peripheren Regionen auf fortschrittliches Bankwissen zurückzugreifen. II. Die Entwicklung zu "echten" dezentralen Universalbanken: Hier ist entscheidend, ab wann regionale Sparkassen und Genossenschaftsbanken das Recht der Kreditvergabe erhielten. Die späte Erlaubnis, Kredite zu gewähren, machte die Sparkassen in Spanien und dem Vereinigten König-reich zu Nachzüglern im KMU-Kreditgeschäft. In Deutschland hingegen waren kleine Unternehmen von Anfang an Kreditkunden der Sparkassen. Das Kreditvergabeverbot im Vereinigten Königreich und Spanien führte dazu, dass die regionalen Banken dort die aus der Nähe resultierenden weichen Informationsvorteile nicht nutzen konnten. III. Das Zusammenspiel aus Regionalprinzip (regionale Marktsegregation), regionaler Einbettung und einem nationalen Umverteilungssystem, welches regionale Disparitäten reduziert: Dieser Dreiklang hilft regionalen Banken, auch in schwachen Regionen ausreichend erfolgreich zu sein, verringert den Wettbewerb zwischen den Banken und unterstützt damit eine enge Zusammenarbeit in den Bankenverbänden. Ferner fördert ein geringerer Wettbewerb das Entstehen von stabilen Hausbankbeziehungen, wovon Banken sowie Unternehmen profitieren können. Sparkassen waren im Vereinigten Königreich und Spanien zu keinem Zeitpunkt so relevant wie in Deutschland. In beiden Ländern gibt es jedoch einige Banken, die sich im Unterschied zu den Großbanken auf Kreditvergabe an KMU spezialisiert haben. Um die Kreditvergabe an KMU und die dazu notwendige Berücksichtigung weicher Informationen zu unterstützen, schlagen wir ein Förderprogramm vor, welches den Screening- und Monitoringaufwand von Banken subventioniert. Solch eine Förderung könnte Banken dazu anregen, ihre Kreditentscheidungsprozesse auf die regionale Ebene zu verlagern (bzw. sie dort zu belassen) und in Zeiten niedriger Zinsen die Notwendigkeit zur Standardisierung, Zentralisierung von Kreditvergabeentscheidungen sowie Bankenfusionen etwas abmildert.
Keywords: Vergleichende Bankensystemforschung; KMU-Finanzierung; dezentrale vs. zentrale Bankensysteme (search for similar items in EconPapers)
JEL-codes: D43 E21 G01 G21 G38 R12 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2018
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