Soloselbstständigkeit im Handwerk: Ergebnisse des Mikrozensus 2014
Katarzyna Haverkamp
No 29, Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung from Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh)
Abstract:
Der vorliegende Beitrag untersucht auf Basis der Daten des Mikrozensus 2014 die zentralen Strukturmerkmale der Soloselbstständigkeit im Handwerk. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Beschreibung der sozialen Lage der Soloselbstständigen in Handwerksberufen, welche in erster Linie durch die Statistiken zu persönlichen Nettoeinkommen und Haushaltseinkommen sowie ihre Verteilung erfasst wird. Die Ergebnisse der Analyse zeigen: Bei den Soloselbstständigen in Handwerksberufen handelt es sich insgesamt um eine sehr heterogene Gruppe, bei der bestimmte Bevölkerungsgruppen, gemessen an ihrem Anteil im Gesamthandwerk, deutlich überrepräsentiert sind. So befinden sich unter den Soloselbstständigen signifikant mehr Frauen, EU-Ausländer, Personen im Rentenbezugsalter, alleinlebende Personen und Teilzeittätige. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass die Soloselbstständigen im Durchschnitt über höhere Bildungsabschlüsse verfügen als abhängig Beschäftigte. Insbesondere der Anteil der Abiturienten und der Hochschulabsolventen ist deutlich erhöht. Die Statistiken zu den persönlichen Nettoeinkommen nach Erwerbsform zeigen insgesamt, dass die Soloselbstständigen hinsichtlich ihrer Einkommenssituation eher den abhängig Beschäftigten als den Selbstständigen mit Beschäftigten ähneln. Die mittleren Nettoeinkommen der Soloselbstständigen (Durchschnitt: 1.681 €, Median: 1.489 €) liegen deutlich unterhalb der mittleren Einkommen der Selbstständigen mit Beschäftigten (jeweils 2.678 € und 2.255 €) und leicht unterhalb der mittleren Einkommen der abhängig Beschäftigten (1.728 € und 1.629 €). Die soziodemografischen Merkmale und die Teilzeittätigkeit erklären einen Großteil der Einkommensunterschiede zwischen den Soloselbstständigen und den abhängig Beschäftigten. Es zeigt sich hingegen nicht, dass die soloselbstständige Wirtschaftsweise primär von denjenigen Personen gewählt wird, die über eine überdurchschnittlich gute Absicherung im sozialen Kontext verfügen. Insgesamt erzielen 20 % der Soloselbstständigen im Hauptstatus persönliche Nettoeinkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle für einen Ein-Personen-Haushalt. Dies bedeutet, dass Soloselbstständigkeit aktuell nicht pauschal mit einer prekären Wirtschafts- bzw. Lebensweise in Verbindung gebracht werden kann. Zwar gelten für die Soloselbstständigen zweifelsohne deutlich erhöhte Risiken für niedrige persönliche Einkommen. Die meisten Soloselbstständigen (80 %) sind jedoch nicht dem Niedrigeinkommensbereich zuzurechnen. 12 % der Soloselbstständigen können sogar hohe persönliche Einkommen (im Wertebereich von über 3.057 € im Monat) verzeichnen. Als problematisch kann demzufolge weniger die aktuelle Einkommenslage der Soloselbstständigen im Handwerk eingeschätzt werden, vielmehr die Ungleichstellung unterschiedlicher Erwerbsformen im Hinblick auf die Pflichten zur sozialen Absicherung.
Keywords: Erwerbsformen; Selbstständigkeit; Soloselbstständigkeit; Handwerk; Einkommen; Altersvorsorge; employment status; self-Employment; German crafts sector; income; retirement provisions (search for similar items in EconPapers)
Date: 2019
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DOI: 10.3249/2364-3897-gbh-29
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