Politisches Informationsverhalten: Gespräche und traditionelle Medien liegen vorn
Ruth M. Schüler,
Judith Niehues and
Matthias Diermeier
No 2/2021, IW-Reports from Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute
Abstract:
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich in den sozialen Medien verschiedenste Verschwörungserzählungen ausgebreitet. Weiterhin werden traditionelle Medien im Allgemeinen stärker genutzt und als deutlich glaubwürdiger eingeschätzt als soziale Medien. Dies zeigt eine Auswertung der im Sommer 2020 erstmals durchgeführten deutschlandweiten Befragung der Ruhr-Universität Bochum und des Instituts der deutschen Wirtschaft. Allerdings informieren sich junge Menschen unter 30 Jahren immer häufiger in den sozialen Medien über das politische Geschehen. Dies ist besonders vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass unter den Nutzern sozialer Medien eine Verschiebung der Deutungshoheit zugunsten sozialer Medien stattfindet und somit kommunikative Parallelgesellschaften entstehen könnten. Denn die Auswertung der Befragungsdaten zeigt, dass die Befragten diejenigen Medienformate als glaubwürdiger einschätzen, welche sie selbst nutzen. Ebenso legt die Analyse offen, dass Nutzer bestimmter Medien wie beispielsweise YouTube und Telegram eher Verschwörungsglauben zuneigen. Auch wenn die Analyse keine kausalen Zusammenhänge zwischen den Größen offenlegen kann, zeigt sie dennoch, dass die Nutzung bestimmter Medienformate mit einer Tendenz zum Verschwörungsglauben einhergeht. Ein Blick in die USA zeigt, wie die Nutzung von sozialen Medien im Besonderen durch (Noch-)US-Präsident Donald Trump die politische Debatte während seiner Amtszeit und den Wahlkampf emotional bestimmt und auch die Verbreitung von Falschmeldungen, so genannten fake news, begünstigt hat. Auch wenn in Deutschland die Glaubwürdigkeit der traditionellen Medien weit höher ist, deuten Analysen auch für Deutschland auf eine zunehmende Bedeutung von Fake News und der wachsenden Verbreitung von Verschwörungsglauben hin. Vor diesem Hintergrund ist es umso dringlicher die Medienkompetenz, im Besonderen auch der älteren Bevölkerung, welche anders als die "digital natives" nicht in einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist, zu stärken. Zudem ist es gleichermaßen Aufgabe schulischer und politischer Bildung(sträger) aber auch des Journalismus, Diskurse zu ermöglichen und gleichzeitig dabei Fake News einzuordnen und ihre Verbreitung einzudämmen.
JEL-codes: C83 D83 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2021
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