Tarifbindung und Verteilung: Erkenntnisse aus der Fachliteratur
Carolin Denise Fulda and
Christoph Schröder
No 32/2023, IW-Reports from Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute
Abstract:
Anhand der Fachliteratur wird untersucht, welchen Einfluss die Tarifbindung auf die Verteilung hat. Hierbei werden drei Verteilungsaspekte betrachtet: Erstens, der Einfluss der Tarifbindung auf die funktionale Einkommensverteilung - also der Aufteilung des erwirtschafteten Einkommens auf die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Zweitens, der Einfluss einer Tarifbindung auf das Lohnniveau. Und drittens, der Einfluss der Tarifbindung auf die Lohnungleichheit. Es zeigt sich, dass die Lohnquote als Indikator der funktionalen Einkommensverteilung seit Mitte der 1970er Jahre in etwa konstant ist, obwohl die Tarifbindungsquote in diesem Zeitraum stark zurückging. Auch theoretisch spricht wenig für einen engen Zusammenhang. Denn über die Marktentlohnung hinausgehende Lohnabschlüsse machen Investitionen, mit denen Arbeit durch Kapital ersetzt wird, attraktiver und führen dadurch mittel- bis langfristig wieder zu einem Rückgang der Lohnquote. Auch die Gewerkschaften selbst sprechen in diesem Zusammenhang von einer Produktivitätspeitsche. Auf die Lohnhöhe hingegen hat die Tarifbindung dennoch Auswirkungen. Die unbereinigte Lohnlücke zwischen tarifgebundenen und nichttarifgebundenen Unternehmen beträgt rund 20 Prozent. Insbesondere dann, wenn neben firmenspezifischen Merkmalen auch personenspezifische Merkmale berücksichtigt werden, schrumpft die bereinigte Lohnlücke auf maximal 6 Prozent. Werden bei der Modellierung Selektionseffekte ausgeschaltet, ist der Lohnaufschlag teilweise nicht mehr mit statistischer Signifikanz messbar. Die im Trend gesunkene Tarifbindung hat schließlich auch zeitweise den Trend einer zunehmenden Lohnungleichheit verstärkt. Die Stärke des Zusammenhangs ist indes umstritten und für die Zeit nach 2010 nicht mehr hinreichend untersucht. Künftig spricht einiges für einen verringerten Einfluss der Tarifbindung auf Lohnstruktur und Lohnhöhe. So hebt der strukturell stark erhöhte Mindestlohn die Löhne am unteren Ende der Lohnverteilung an und der Fachkräftemangel lässt wegen der Konkurrenz um Arbeitskräfte vor allem die Löhne in den tariflich nicht gebundenen Unternehmen steigen.
JEL-codes: D33 J31 J50 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2023
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