Regionalwirtschaftliche Auswirkungen einer Reduzierung der Tierhaltung in Konzentrationsgebieten: Abschlussbericht zum Projekt ReTiKo
Verena Beck,
Josef Efken and
Anne Margarian
No 110, Thünen Reports from Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries
Abstract:
Die Vieh- und Fleischwirtschaft trägt erheblich zum wirtschaftlichen Wachstum im Nordwesten Deutschlands bei. BeobachterInnen gehen aber davon aus, dass ihr sektorales Wachstum in Zukunft durch Ressourcenknappheit und eine stärkere Regulierung der Viehdichte sowie anderer Produktionsaspekte begrenzt wird. Vor diesem Hintergrund hat das Projekt ReTiKo die ökonomischen Folgen einer Reduzierung der Viehdichte für die regionale Wirtschaft untersucht. Die untersuchte Fallregion besteht aus den neun Landkreisen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit den deutschlandweit höchsten Schweinedichten. Am höchsten sind sie in den beiden Fallkreisen Cloppenburg und Vechta. Die erweiterte Fallregion der quantitativen Analyse umfasst sieben weitere angrenzende Kreise mit ebenfalls sehr hohen Viehdichten. Die räumliche Konzentration der Vieh- und Fleischproduktion geht unter anderem auf die Vorteile räumlicher Nähe von Viehzucht und Schlachthöfen zurück. Weiter angetrieben wird sie durch die steigenden Vorteile großer Produktionseinheiten und zunehmend spezialisierter lokaler Arbeitsmärkte. Im Kreis Cloppenburg waren im Jahr 2019 von allen Beschäftigten 19 Prozent in der Land- und Ernährungswirtschaft tätig. In den 16 Fallkreisen waren es insgesamt sieben Prozent. In den 220 nicht-kreisfreien 'Vergleichskreisen' Westdeutschlands waren es nur 3,7 Prozent. In Cloppenburg ist neben dem Dienstleistungssektor auch das verarbeitende Gewerbe jenseits der Ernährungswirtschaft relativ schwach ausgeprägt. Im Kreis Warendorf und im Emsland etwa tragen aber vor allem das skalen- und innovationsintensive 'komplexe' verarbeitende Gewerbe und der Dienstleistungssektor zum Beschäftigungswachstum bei. Zwischen 2007 und 2019 stieg die Zahl der Erwerbstätigen in den Vergleichskreisen um 12,3 Prozent, während sie in den niedersächsischen und nordrhein-westfälischen Fallkreisen um 24,4 bzw. 14,8 Prozent zunahm. Das starke Wachstum führt auch zu Flächen- und Arbeitskräfteknappheit. In Vechta und Cloppenburg waren die Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen 2019 mehr als doppelt so hoch wie im niedersächsischen Durchschnitt. In den nordrhein-westfälischen Fallkreisen kamen 2019 nur 0,6 arbeitslos gemeldete Fachkräfte auf eine von der fleischverarbeitenden Industrie gemeldete freie Stelle. Im quantitativen Projektteil werden mit Panelregressionen die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Branchen und ihren Beschäftigungsentwicklungen zwischen 2007 und 2019 getrennt für 16 Fall- und 220 Vergleichskreise bestimmt. Mit den identifizierten Koeffizienten des Fall- und Vergleichsregimes wird dann die mögliche Entwicklung mit und ohne einer Halbierung der Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft für zwei weitere Perioden á 12 Jahre simuliert. Ein Vergleich der Szenarien zeigt die möglichen Auswirkungen eines entsprechenden exogenen Schocks. Die regionale Entwicklung kann aber nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden. Im qualitativen Projektteil wurden deshalb Interviews mit regionalen Expertinnen und Experten sowie Stakeholdern zu den verschiedenen Strategien zur Weiterentwicklung in und außerhalb der Wertschöpfungskette der Vieh- und Fleischwirtschaft geführt. Diese Strategien beeinflussen die weitere Entwicklung nach einem möglichen exogenen Schock. [....]
Keywords: Ländliche Entwicklung; landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten; Vieh- und Fleischwirtschaft; strategische Aktionsfelder; ressourcenbasierte Perspektive; akteurszentrierter Institutionalismus; Strukturwandel; regressionsbasierte Simulation; Kompensationseffekte; evolutorische Ökonomik; Rural development; agricultural value chains; livestock and meat industries; strategic action fields; resource-based perspective; actor-centered institutionalism; structural change; regression-based simulation; compensation effects; evolutionary economics (search for similar items in EconPapers)
Date: 2023
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DOI: 10.3220/REP1685447890000
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