Verflechtungen der Forst-, Holz- und Papierwirtschaft mit den kritischen Infrastrukturen in Deutschland (KRITIS)
Susanne Iost,
Matthias Bösch,
Dominik Jochem and
Holger Weimar
No 148, Thünen Working Papers from Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries
Abstract:
Vor dem aktuellen Hintergrund der bundesweiten, europäischen und globalen Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus SARS-CoV-2 untersuchen wir, wie die Betriebe der Holzwirtschaft mit kritischer Infrastruktur in Deutschland (KRITIS) verflochten sind, welche Holzprodukte in kritischen Infrastruktur zu Einsatz kommen und woher relevante Rohstoffe und Halbwaren für die Herstellung von Holzprodukten stammen. Von den Branchen der Forst-, Holz- und Papierwirtschaft weisen die holzbasierte Energiebereitstellung, die Herstellung von Verpackungen aus Papier und Pappe sowie Holz und die Herstellung von Haushalts-, Hygiene- und Toilettenartikeln aus Zellstoff, Papier und Pappe direkte Verflechtungen mit Sektoren und Branchen der kritischen Infrastrukturen auf. Die genannten Branchen der Forst, Holz- und Papierwirtschaft beziehen schwer oder nicht substituierbare Vorleistungen aus Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerken, aus der Herstellung von Furnier-, Sperrholz-, Holzfaser- und Holzspanplatten, aus der Herstellung von Holz- und Zellstoff sowie aus der Herstellung von Papier, Karton und Pappe. Für die Aktivität der genannten Branchen ist eine funktionierende Forstwirtschaft und die Ausübung damit verbundener Dienstleistungen Grundvoraussetzung. In diesem Zusammenhang gilt es, zu berücksichtigen, dass Maßnahmen in der Bewirtschaftung von Wäldern in unterschiedlichen Zeiträumen Wirkung zeigen. Die Nichtdurchführung von z. B. saisonalen Maßnahmen wie z.B. Entfernung von Kalamitätsholz aus Beständen, kann langfristig zu reduziertem Rohholzaufkommen führen. Zu den Kritischen Infrastrukturen zählt u. a. auch der Sektor Energie. Die Definition der zu diesem Sektor gehörigen Branchen deckt jedoch nicht die Wärmeerzeugung in Privathaushalten ab. Etwa 0,9 Mio. Wohnungen nutzen Holz als Primärenergieträger und sind anteilig die wichtigsten energetischen Verwender von Holz. Anders als die Wärmeerzeugung in Privathaushalten, findet die Strom- und Wärmeerzeugung in Biomassefeuerungsanlagen weitestgehend Berücksichtigung in der Ausweisung der kritischen Infrastrukturen. Die Abhängigkeit der identifizierten Branchen der Forst-, Holz- und Papierindustrie von Importen von Holz und Holzprodukten variiert stark. In Relation zum inländischen Verbrauch sind die durch Nettoimporte abgedeckten Anteile für Zellstoff und Sperrholz am höchsten. Nettoimporte von Rohholz, Spanplatten, Holzstoff und Altpapier sind ebenfalls von Bedeutung. Die Auswirkungen unterbrochener Lieferketten sind schwer abschätzbar. Unternehmen in Wirtschaftszweigen, die üblicherweise Nettoexporte aufweisen, können einen Wegfall von Importen ggf. durch Verzicht auf Exporte kompensieren. Im Warenverkehr spielen Flachpaletten aus Holz in Tauschsystemen eine wichtige Rolle. Die Unterbrechung von Warenströmen kann auch zu einer reduzierten Verfügbarkeit von Flachpaletten als Transportmittel und damit zu Verzögerungen im Warenverkehr führen. Güter des täglichen Bedarfs in Privathaushalten, die zwar nicht unmittelbar überlebensnotwendig, aber für die Einhaltung gängiger und unter Bedingungen einer Pandemie zusätzlich erforderlicher Hygienevorgaben wichtig sind, sind möglicherweise in der Ausweisung kritischer Infrastrukturen stärker als bisher zu berücksichtigen.
Keywords: Kritische Infrastrukturen; systemrelevant; Zellstoff; Hygienepapier; Verpackung; Energie; Wärme; Critical infrastructure; system-relevant; pulp; sanitary paper; packaging; energy; heating (search for similar items in EconPapers)
Date: 2020
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DOI: 10.3220/WP1593761759000
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