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Denn wir wissen nicht, was sie tun: Eine Analyse der Tätigkeiten freiwillig Engagierter in Deutschland auf Basis des Freiwilligensurveys 2014

Tuuli-Marja Kleiner

No 196, Thünen Working Papers from Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries

Abstract: Freiwilliges Engagement findet in Deutschland in einem breiten Spektrum von Bereichen und Tätigkeitsfeldern statt. Gleichzeitig ist aber über die Tätigkeiten, die freiwillig Engagierte ausüben und deren quantitative Verteilung wenig bekannt. Dieser Beitrag verfolgt daher das Ziel, die Aktivitätsprofile freiwillig Engagierter in ihrer Tiefe und Breite wiederzugeben und zu quantifizieren. Dazu werden die für Deutschland repräsentativen Umfragedaten des Freiwilligensurveys aus dem Jahr 2014 herangezogen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse der 12.333 offenen Angaben, die detaillierte Tätigkeitsbeschreibungen freiwillig Engagierter enthalten. Die Angaben wurden einer Inhaltsanalyse unterzogen - das heißt gesichtet, kategorisiert und verkodet - und dadurch für statistische Auswertungen fruchtbar gemacht. Die Ergebnisse der quantitativen Analysen auf Grundlage dieser Daten zeigen, dass neben einschlägigen Tätigkeiten (z. B. Betreuung von Menschen, Unfallrettung/Feuerwehr, Sporttrainer*in, Elternvertretung, Flüchtlingshilfe, Schöffe) eine Vielfalt 'untypischer' Aktivitäten existiert (z. B. Platzwart im Kleingartenverein, Routenführerin im Motorradclub, Organisator von Spieleabenden und Helferin bei Festen aller Art). Auch wird deutlich, dass ein großer Teil der Engagierten bereichsunspezifische Tätigkeiten verrichtet (sekundäre Hilfstätigkeiten, administrative Aufgaben oder Leitungsfunktionen). In vielen Bereichen freiwilligen Engagements machen diese Tätigkeiten mehr als 50 Prozent der Gesamtaktivität aus. Des Weiteren zeigen die statistischen Auswertungen, dass Engagement in Deutschland sozial stark ungleich verteilt ist. Höher gebildete Personen engagieren sich nicht nur insgesamt deutlich häufiger, sondern üben auch verstärkt Tätigkeiten aus, über die sich symbolisches Kapital (Status und Prestige) oder sozialer Einfluss gewinnen lassen. Auch zeigen sich deutliche Differenzen zwischen den Geschlechtern: zum einen im Hinblick auf stereotype Rollenbilder (Frauen betätigen sich eher in der Betreuung von Menschen und in der Elternvertretung, Männer eher als Trainer im Sport oder als Feuermann), zum anderen sind Frauen in Positionen, die mit Status oder Einfluss einhergehen, signifikant unterrepräsentiert. Insgesamt lassen die Analysen erkennen, dass das Frageinstrument des Freiwilligensurveys zwar ein breites Spektrum an Tätigkeiten abbildet, in der Tendenz aber zu einer Überschätzung des Engagements im engeren Sinne des Konzepts bürgerschaftlichen Engagements führt (vgl. Deutscher Bundestag 2002). Es ist deshalb ratsam, in zukünftigen Studien die Operationalisierung des Konstruktes zu überdenken und stärker an die faktische Erfüllung bestimmter Kriterien zu knüpfen.

Keywords: Freiwilliges Engagement; Tätigkeitsfelder; Freiwilligensurvey; soziale Ungleichheit; Deutschland; Volunteering; fields of activity; German Survey on Volunteering; social inequality (search for similar items in EconPapers)
JEL-codes: B13 C00 C23 D71 L31 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2022
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DOI: 10.3220/WP1655971268000

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