Die Welthandelsordnung nach Cancún, oder: was passiert, wenn die Rhetorik von der Entwicklungsrunde plötzlich ernst genommen wird
Klaus Liebig
No 2/2003, Analysen und Stellungnahmen from German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Abstract:
Internationaler Handel erhöht das weltweite Wachstum und verbessert die Chancen für eine erfolgreiche Armutsbekämpfung. Eine Entwicklungsrunde könnte dieses Potenzial verstärken.Unter Entwicklungspolitikern besteht weitgehend Konsens darüber, was eine Entwicklungsrunde ausmachen würde: verbesserter Marktzugang für Entwicklungsländer, keine Verhandlungen über Investitionen und Wettbewerbsregeln in der laufenden Runde, zusätzliche Unterstützung für Entwicklungsländer im Bereich trade-related capacity building. Die handelspolitischen Entscheidungsträger in den Industrieländern fühlen sich diesem Konsens – entgegen ihrer eigenen Rhetorik – nicht verpflichtet. Sie tragen daher die Hauptverantwortung für das Scheitern in Cancún.In Cancún haben sich die Entwicklungsländer erfolgreich als artikulationsfähige Gruppe mit Blockadepotenzial präsentiert. Es bleibt abzuwarten, ob sie ihre Handlungsspielräume in Zukunft einsetzen, um das multilaterale Handelssystem konstruktiv mitzugestalten. Dies wird insbesondere von den Schwellen- und Ankerländern wie Indien, China oder Brasilien abhängen.Das Scheitern der Konferenz bedeutet noch keinen Erfolg für die Entwicklungsländer, da sie ihre handelspolitischen Ziele nicht erreicht haben. Es bleibt zu hoffen, dass der Schock von Cancún zu einer stärkeren Kompromissbereitschaft vor allem der Industrieländer, aber auch der Schwellen- und Ankerländer führt, um die WTO entwicklungsfreundlicher zu gestalten. Gelingt dies nicht, droht ein Zerfall der multilateralen Handelsordnung.
Date: 2003
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