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Der big bang in London und seine Konsequenzen für den deutschen Wertpapierhandel

Ronald Weichert

No 133, Kiel Discussion Papers from Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel)

Abstract: An der Londoner Wertpapierbörse wurden am 27. Oktober 1986 eine Reihe von Wettbewerbsbeschränkungen aufgehoben. Dies wird als "Big Bang" bezeichnet. Seither dürfen die Wertpapierhändler gleichzeitig als Vermittler für Anleger wie auch als Händler auf eigene Rechnung tätig werden. Die Provisionen für die Dienstleistungen wurden freigegeben. Darüber hinaus öffnete man in- und ausländischen Banken den Zugang zum Börsenhandel. Das Ergebnis des Big Bang ist zunächst, daß sich die beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren anfallenden Kosten für die Anleger deutlich vermindert haben, weil die Broker- Gebühren fielen und weil der gestiegene Wettbewerb auch die Spanne zwischen Kaufund Verkaufskursen senkte. Dies führte zu einer Belebung des Umsatzes, durch den die Liquidität der Wertpapiere gestiegen ist. Die Londoner Börse schuf die Möglichkeit, Wertpapiere auch außerhalb des Börsensaals per Telefon zu handeln, indem ein elektronisches Kursinformationsnetz installiert wurde, bei dem die Händler Preise auch von ihren Geschäftsräumen außerhalb der Börse eingeben und abrufen können. Der Börsensaal ist seither verwaist. Dies belegt, daß bei den heutigen Kommunikationswegen das physische Zusammentreffen der Marktteilnehmer an einem Ort nicht mehr die effizienteste Form des Handels ist. Um eine Abwanderung des Wertpapierhandels aus der Bundesrepublik Deutschland nach London zu verhindern, müssen restriktiv wirkende Vorschriften abgebaut werden. Dazu gehören der Genehmigungsvorbehalt für die Emission von Anleihen durch Inländer ebenso wie die Börsenumsatzsteuer und Bestimmungen, die den Ausbau eines Termin- und Optionsmarktes für Wertpapiere erschweren. Die Leistungsfähigkeit und Transparenz des deutschen Wertpapierhandels würde gesteigert werden, wenn die Börsen ein gemeinsames Kursinformationssystem entwickelten, das einen überregionalen Handel auch außerhalb des Börsensaals in der Form erlaubte, wie er im Londoner Börsensystem bereits verwirklicht ist. Dadurch ließen sich die Kosten des Wertpapierhandels senken, was nicht nur den Anlegern, sondern auch den Unternehmen in Form höherer Emissionskurse zugute käme. Das Beispiel der britischen Börse zeigt, daß beim Einsatz eines computergestützten Kursinformationssystems die Markttransparenz sehr hoch ist. Deshalb wird sich die Aufgabenstellung für die Kursmakler ändern, die heute den Preis, bei dem Angebot und Nachfrage sich entsprechen, amtlich feststellen. Sie können die Liquidität der Aktien erhöhen, wenn sie im Wettbewerb untereinander und mit Banken ständig Kurse stellen, zu denen sie selber als Käufer und Verkäufer bereitstehen.

Date: 1987
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