Weltseeverkehr: Märkte zwischen Boom und Baisse
Hans Böhme
No 275, Kiel Discussion Papers from Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel)
Abstract:
Die Weltschiffahrt stand 1995 im Zeichen der konjunkturellen Abschwächung. Im Mai 1995 kam es auf den Märkten für Seeverkehrsleistungen zu einer abrupten Tendenzwende, nachdem der Aufschwung in der Massengutfahrt zuvor noch boomartige Ausmaße erreicht hatte. Im Spätsommer fielen die Raten vor allem für große Bulkcarrier stark. In der Tankschiffahrt waren sie bis Mitte 1995 sehr niedrig; die nachfolgende kräftige Hausse vor allem für Großtanker blieb eine Episode. Die Linienfahrt war 1995 unverändert von dem noch lebhaften Welthandel mit Industriegütern begünstigt. Die fortschreitende internationale Arbeitsteilung und der zunehmende Handel zwischen Schwellenländern steigerten das Ladungsaufkommen in diesem Sektor. Die fernöstlichen Volkswirtschaften stellen derzeit den dynamischsten Bereich der Linienfahrt dar. Die Auslastung der Schiffe verbesserte sich in einigen Fahrtgebieten deutlich. Da jedoch gleichzeitig das Angebot an Containerkapazität wuchs, hielt der Druck auf Frachtraten und Erlöse an. Stark expansiv bei festen Raten zeigte sich der mit der Linienfahrt eng verbundene Tramp-Containermarkt. Das Aufkommen an Linienladung war auch 1995 von strukturellen Veränderungen begleitet, deren Ursache vor allem die erneut beschleunigte Zunahme der Containerschiffsgrößen ist. Anfang 1996 wurde erstmals die Grenze von 6 000 TEU überschritten. Der Einsatz solcher Schiffe führte zu weitreichender Neuordnung der Linienverkehre auf der Grundlage verstärkter Kooperation der Anbieter in „strategischen Allianzen". Die Hafenkonzentration mit „hub and spoke"-Systemen und ausgeweiteten Feedernetzen schreitet weiter fort. Die Zunahme der Containerschiffsgrößen stellt die Seehäfen vor erhebliche Probleme, deren Lösung mit hohen Kosten verbunden ist. Bei einer Verringerung der Zahl der Anlaufhäfen z.B. in Nordwesteuropa würden außerdem die Transportleistungen auf Schiene und Straße beträchtlich zunehmen. Aufwendige Anpassungserweiterungen in den Häfen und bei den Verkehrswegen könnten erforderlich sein. Die angeblichen Kostenvorteile des Transports mit Großschiffen können deshalb durch Mehrkosten in den Häfen und auf den Landwegen zunichte gemacht oder sogar ins Gegenteil verkehrt werden. Für das Jahr 1996 sind die Aussichten infolge schwächerer Welthandelsexpansion gedämpft. Der Wettbewerb wird sich besonders für große Bulkcarrier sowie in der Linienfahrt weiter verschärfen. Die bei den Containerschiffen für den Trampmarkt zu erwartenden Neuzugänge können auf das Ratenniveau drücken. Die Schiffe müssen Beschäftigung in der Linienfahrt finden, in der sich ebenfalls ein tendenzieller Kapazitätsüberhang abzeichnet. Die Rahmenbedingungen für die Seeschiffahrt wurden durch die fortschreitenden Liberalisierungs- und Deregulierungsmaßnahmen in Südamerika und durch intensive Bemühungen um eine Lösung der Sicherheits- und Umweltprobleme geprägt. So verabschiedete die International Maritime Organisation zahlreiche Vorschriften zur Erhöhung der Sicherheit in der Fährschiffahrt. Nach wie vor wird aber dem administrativen Weg bei der Lösung der Probleme der Vorzug vor einer stärker ökonomisch ausgerichteten Strategie gegeben.
Date: 1996
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