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Selektivität und Überlebensraten nach dem Zurücksetzen in der Angelfischerei auf Plattfische

Marc Simon Weltersbach, Wolf-Christian Lewin, Kevin Haase, Steffen Christian Funk, Keno Ferter and Harry Vincent Strehlow

No 262, Thünen Working Papers from Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries

Abstract: Plattfische wie Scholle (Pleuronectes platessa), Flunder (Platichthys flesus) und Kliesche (Limanda limanda) zählen zu den wichtigsten Zielfischarten der Angelfischerei in der Nord- und Ostsee. In der Ostsee werden jährlich erhebliche Mengen Plattfische durch die Angelfischerei gefangen, wobei rund ein Viertel der gefangenen Fische zurückgesetzt wird. Trotz dieser hohen Rücksetzraten fehlten bisher Studien über die Überlebensraten von zurückgesetzten Plattfischen und mögliche nicht-letale Auswirkungen des Zurücksetzens. Diese Wissenslücke erschwerte sowohl eine genaue Einschätzung der durch die Angelfischerei verursachten fischereilichen Sterblichkeit als auch die Entwicklung eines nachhaltigen Fischereimanagements. Ziel der vorliegenden Studie war es, das Selektionsverhalten und die Fangcharakteristika verschiedener Hakengrößen bzw. -typen zu untersuchen, die Überlebensraten von zurückgesetzten Plattfischen zu ermitteln sowie Faktoren zu identifizieren, die die Rücksetzsterblichkeit beeinflussen. Darüber hinaus sollten spezifische Empfehlungen für Angler und Bewirtschafter entwickelt werden, um die Rücksetzsterblichkeit zu verringern und das Fischwohl in der Plattfischangelfischerei zu verbessern. Im Rahmen einer Citizen-Science-Studie beteiligten sich 195 freiwillige Angler an einer sechsmonatigen Angeltagebuchstudie und angelten mit standardisierten Vorfächern, um das Selektionsverhalten und die Fangcharakteristika von kleinen (Hakengröße 2) und großen (Hakengröße 2/0) Haken in der Plattfischangelfischerei unter realistischen Bedingungen zu untersuchen. Sie dokumentierten 623 Angeltage mit einem Gesamtfang von 1.763 Schollen, 883 Klieschen und 1.370 Flundern. Zusätzlich wurde ein Feldexperiment in der westlichen Ostsee mit freiwilligen Anglern auf einem Angelkutter von März bis August 2023 durchgeführt. Auf dem Angelkutter wurde mit denselben standardisierten Vorfächern mit kleinen (Hakengröße 2), großen (Hakengröße 2/0) und einem neu entwickelten Haken mit Schluckbarriere (Hakengröße 2) geangelt. Für die Untersuchung der Überlebensraten nach dem Zurücksetzen wurden in sechs Versuchsdurchgängen insgesamt 1.474 Schollen, 378 Klieschen und 49 Flundern in ein 6- bis 7- tägiges Hälterungsexperiment einbezogen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass weder die Hakengröße noch der Hakentyp signifikante Auswirkungen auf die Einheitsfänge (Anzahl Plattfische pro Angler und Angeltag) hatten. Mit größeren Haken wurden jedoch signifikant größere Plattfische gefangen, wenngleich die Unterschiede in der Praxis gering blieben. Größere Haken und insbesondere die Haken mit Schluckbarriere führten zu einer signifikanten Verringerung des Anteils von Fischen mit tief geschluckten Haken. Das Feldexperiment ergab, dass die Rücksetzsterblichkeit von Plattfischen mit 6,9 % insgesamt gering war, wobei Flundern die niedrigste Sterblichkeitsrate (4,1 %) aufwiesen, gefolgt von Schollen (6,6 %) und Klieschen (8,7 %). Faktoren wie das tiefe Verschlucken des Hakens, eine lange Luftexposition, die Verwendung kleiner Haken und hohe Wassertemperaturen beim Fang erhöhten die Sterblichkeit nach dem Zurücksetzen signifikant. Diese Studie zeigt, dass die meisten zurückgesetzten Plattfische in der Angelfischerei überleben und somit dem Bestand erhalten bleiben. Um die Sterblichkeit weiter zu reduzieren, sollten Angler Zusammenfassung 4 die richtigen Haken wählen (Hakenbogenbreite > 13 mm), aufmerksam bei der Bisserkennung sein und schnell anschlagen, eine lange Luftexposition vermeiden und das Zurücksetzen bei hohen Wassertemperaturen minimieren. Ein spezieller Plattfischhakenlöser (Drehmethode) könnte die Überlebensraten bei tief geschluckten Haken zusätzlich erhöhen. Auch die Entwicklung und Erprobung von speziellen Haken (z.B. Haken mit Schluckbarriere oder Kreishaken) oder Systemen, um das tiefe Verschlucken des Hakens in der Plattfischangelfischerei zu verhindern, sollte vorangetrieben werden. Die vorliegende Studie soll dazu beitragen, eine nachhaltige Nutzung der Plattfischbestände zu fördern und Aspekte des Fischwohls in der Angelfischerei auf Plattfische zu verbessern.

Keywords: Angelfischerei; Citizen Science; Flunder; Kliesche; Ostsee; Rückwürfe; Scholle; Sterblichkeit; Baltic Sea; Catch-and-Release; discard; flatfish; post-release mortality; recreational fishing (search for similar items in EconPapers)
Date: 2025
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DOI: 10.3220/253-2025-4

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