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Psychologie in der Gesundheitsförderung: ein Scoping Review

Laurin Müller and Christian Olaf Jacke

WIP-Analysen from WIP – Wissenschaftliches Institut der PKV

Abstract: Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle der Psychologie in der Gesundheitsförderung vor dem Hintergrund aktueller demografischer Veränderungen, den damit einhergehenden chronischen Erkrankungen sowie wachsenden Ausgaben. Ziel ist es, einen Überblick über wesentliche psychologische Einflüsse auf das freiwillige Inanspruchnahmeverhalten zu geben und deren Bedeutung für erfolgreiche Gesundheitsförderung zu verdeutlichen. Methodisch basiert die Untersuchung auf einer umfassenden Literaturrecherche, die Primärstudien, Reviews und Metaanalysen einbezieht, wobei alle Studien auf Personenebenen ansetzen. Die Ergebnisse lassen sich entlang der "Patient Journey" in drei Hauptbereiche gliedern. Ansprache, Umsetzung von Vorsätzen und Bindung. Im Bereich der Ansprache spielt die Risikokommunikation eine zentrale Rolle, wobei auffällt, dass positive Informationen bereitwilliger akzeptiert werden als negative (sogenannte defensiv-asymmetrischen Risikokalkulation). Dieses Phänomen erschwert die Vermittlung von Gesundheitsrisiken erheblich. Als vielversprechender Ansatz zur Verhaltensänderung hat sich die motivierende Gesprächsführung erwiesen, insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Eine besondere Herausforderung stellt jedoch das Präventionsdilemma dar, bei dem schwer erreichbare Zielgruppen oft den größten Bedarf an Präventionsmaßnahmen haben. Bei der Umsetzung von Vorsätzen wurden verschiedene psychologische Konzepte identifiziert. Nudging zielt darauf ab, durch subtile Umfeldgestaltung gesundheitsförderliches Verhalten zu begünstigen. Precommitment nutzt präventive Selbstverpflichtungen, um zukünftiges Verhalten zu steuern. Boosting setzt auf die Stärkung individueller Kompetenzen zur langfristigen Verhaltensänderung. Implementationsintentionen fördern die Zielerreichung durch konkrete Wenn-dann-Pläne. Alle diese Ansätze zeigen Potenzial, wobei ihre Wirksamkeit je nach Kontext variiert und weitere Forschung notwendig ist. Für die langfristige Bindung von Teilnehmern an Gesundheitsprogrammen haben sich Strategien wie die Förderung von Gemeinschaft und sozialer Einbindung, Flexibilität in der Programmgestaltung sowie (nicht) monetäre Anreizsysteme als wirksam erwiesen. Dabei gewinnen auch digitale Tools zunehmend an Bedeutung, auch wenn hier spezifische Herausforderungen wie hohe Ausfallraten zu überwinden sind. Die Arbeit zeigt, dass über die gesamte Patient Journey hinweg vielfältige psychologische Prozesse wirksam für den Erfolg von Gesundheitsförderung sind. Die vorgestellten Ansätze bieten diverse Möglichkeiten zur Optimierung von Gesundheitsprogrammen, müssen jedoch stets an den jeweiligen Kontext angepasst werden. Trotz vielversprechender erster Erkenntnisse besteht in vielen Bereichen jedoch noch erheblicher Forschungsbedarf, insbesondere in praxisnahen Settings. Hier sind Akteure aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens gefordert, einen Beitrag zu leisten, um die Effektivität von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention weiter zu verbessern und den zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitsbereich besser begegnen zu können.

Date: 2024
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