Neue Armut und ökologische Verhaltensmöglichkeiten
Gitta Barufke
No P 01-503, Papers, Research Network Project "Work and Ecology" from WZB Berlin Social Science Center
Abstract:
Die gesellschaftlichen Veränderungen, die einhergehen mit sinkenden Arbeitnehmereinkommen, Massenarbeitslosigkeit sowie einer wachsenden Anzahl von Alleinerziehenden, führen dazu, daß ein erheblicher Anteil der Bevölkerung dauerhaft oder zeitweise von Armut betroffen ist. Von Armut betroffene Menschen sind in ihrer materiellen Lebenssituation und ihrem Zugang zu Konsum, ihren Handlungsspielräumen sowie ihren sozialen und kulturellen Möglichkeiten erheblich eingeschränkt. Parallel zu diesen gesellschaftlichen Veränderungen sind wir mit der fortschreitenden Zerstörung unserer Umwelt konfrontiert, die eine Veränderung der Wirtschafts- und Lebensweise notwendig macht. So wird seit dem Umweltgipfel in Rio 1992 das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ debattiert. Das in diesem Rahmen entwickelte Leitbild, das sich an die Konsumenten richtet, beruht auf Selbstbegrenzung, Konsumverzicht und Steigerung des immateriellen Wohlstands, was in dem Slogan „Gut leben statt viel haben“ zum Ausdruck gebracht wird. Armut begünstigt Selbstbegrenzung und Konsumverzicht notwendigerweise aufgrund materieller Knappheit. Dies könnte aus umweltpolitischer Sicht den Schluß nahelegen, daß zunehmende Armut sich positiv auf die ökologische Entwicklung auswirkt. Diese Schlußfolgerung ist jedoch nicht zutreffend. Anhand von diversen praktischen Beispielen aus den einzelnen Lebensbereichen läßt sich belegen, daß Armutsbedingungen überwiegend hinderlich und nicht förderlich für ökologisches Verhalten sind. „Nachhaltige Entwicklung“ setzt eine ausreichende existenzielle Absicherung voraus, auch wenn sich in Ansätzen durch materielle Knappheit und erwerbsarbeitsfreie Zeit alternative nachhaltige Lebensstile entwickeln. Die unterschiedlichen Perspektiven führen auch auf gesellschaftspolitischer Ebene zu zahlreichen Konfliktlinien zwischen der sozialpolitischen Forderung nach mehr materieller Absicherung und Wohlstandssteigerung für arme Menschen und dem ökologischen Postulat des „weniger ist mehr“. Dennoch zeigen sich bei näherer Betrachtung durchaus Berührungspunkte.
Date: 2001
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