Case management: Anglo-amerikanische Konzepte und ihre Anwendbarkeit im Rahmen der bundesdeutschen Krankenversorgung
Michael Ewers
No P 96-208, Discussion Papers, Research Group Public Health from WZB Berlin Social Science Center
Abstract:
Desintegration und Diskontinuität in der Versorgung chronisch Kranker und die ökonomisch orientierte Umgestaltung des Sozial- und Gesundheitswesens setzen die gesundheitspolitischen Akteure in Deutschland unter erheblichen Innovations- und Handlungsdruck. Das anglo-amerikanische Case Management bietet sich als ein Lösungsansatz für die vielfältigen Versorgungsprobleme scheinbar in besonderer Weise an. Die Methode wird derzeit - ungeachtet ihrer konzeptionellen Unklarheiten - in allen Bereichen des Sozial- und Gesundheitswesens diskutiert. Die Arbeit widmet sich der theoretischen Auseinandersetzung mit anglo-amerikanischen Case-Management- Konzepten und fragt nach ihrer Anwendbarkeit im Rahmen der bundesdeutschen Krankenversorgung. Basierend auf einer umfangreichen Literaturanalyse wird zu diesem Zweck der politisch-institutionelle Kontext, die historische Entwicklung sowie die aktuelle Anwendung und Diskussion der Methode in den USA, Großbritannien und Deutschland nachgezeichnet. Dabei fällt auf, daß Case Management in allen drei Ländern vermehrt von seiner ursprünglichen Intention und seinem methodischen Proprium entfernt wird. Einzelne Bestandteile des Case Management werden aus ihrem sinnbildenden Kontext gerissen und die Bruchstücke für den marktwirtschaftlich orientierten Umbau des Sozial- und Gesundheitswesens instrumentalisiert. Anstatt Patientenorientierung und Patientenpartizipation in komplexen und hochgradig arbeitsteiligen Gesundheitssystemen zu realisieren, wird durch ein derartiges Vorgehen lediglich die Ökonomisierung, Rationalisierung und auch Rationierung der Krankenversorgung weiter vorangetrieben. Der innovative Charakter von Case Management geht auf diese Weise verloren. Die theoretische Analyse, konzeptionelle Klärung und hinreichende Prüfung von Transfer- und Implementationsbedingungen bildet folglich die conditio sine qua non für die Übertragung anglo-amerikanischer Konzepte auf das bundesdeutsche Gesundheitswesen. Professionelle, ökonomische und politische Umsetzungsbedingungen sozialer Innovationen verlangen künftig nach verstärkter Berücksichtigung in Wissenschaft und Praxis von Public Health.
Date: 1996
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