Transformationsforschung: Gewinne, Desiderate und Perspektiven
Rolf Reißig
No P 97-001, Discussion Papers, Presidential Department from WZB Berlin Social Science Center
Abstract:
Die deutschen Sozialwissenschaften hatten die einmalige Chance, den Systemwechsel und die Transformationsprozesse in Ostdeutschland zu analysieren, ergriffen und genutzt. Inzwischen liegen weit über 3.000 deutschsprachige Publikationen vor, die den sozial-strukturellen, institutionellen und kulturell-mentalen Wandel umfassend dokumentieren und beschreiben. Die Transformationsforschung folgte den Interessen, herkömmlichen Paradigmen und binnenwissenschaftlichen Forschungsfeldern der „alten“ Bundesrepublik. Darin sind ihre beachtlichen Gewinne, aber auch ihre Defizite begründet. Im Transformationsdiskurs wurden bis heute zwei unterschiedliche Sichtweisen deutlich: Transformation als eher geschlossenes, zielgerichtet „machbares“ Projekt nachholender Modernisierung bzw. Transformation als voraussetzungsvolle, prozessuale, eher offene, sich selbst organisierende Evolution. Bis jetzt liegen nur wenig fundierte „Gesamturteile“ vor, auch weil die Transformationsforschung als empirische Begleitforschung analytisch, aber wenig systematisierend und synthetisierend angelegt war. Die Defizite der Transformationsforschung können mit „verkürzter Perspektive“, „isolierter Fallbehandlung“ und ausgebliebenem „Theoriesprung“ beschrieben werden. Die transformationsorientierte Sozialforschung steht nicht vor ihrem Ende, sondern vor einer Wende. Eine inhaltlich-konzeptionelle und methodische Umorientierung ist unerläßlich, denn die alten Instrumente greifen nicht mehr. Das heißt: statt kurz-, langfristig angelegte; statt unkoordinierte, thematisch und institutionell vernetzte; statt national-staatlich begrenzte, international (nach Ost und West) vergleichende; statt im Elfenbeinturm verharrende, sich in die gesellschaftliche Praxis kritisch einmischende Sozialforschung. Internationalisierung und Regionalisierung sind dabei zwei miteinander verbundene Entwicklungsperspektiven dieser künftigen transformationsorientierten Sozialforschung. Ob das erreichte Zukunftspotential der Transformationsforschung wirklich genutzt wird, ist gegenwärtig fraglich.
Date: 1997
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