Russlands Aufschwung in Gefahr
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DIW Wochenbericht, 2000, vol. 67, issue 50, 843-864
Abstract:
Nach einer fast ein Jahrzehnt währenden Durststrecke wird Russland nun bald auf zwei Jahre wirtschaftlichen Wachstums zurückblicken können. Dieses Wachstum wies sogar eine Beschleunigungstendenz auf, so dass für das Jahr 2000 die optimistischen Erwartungen der Institute vom Frühjahr ("ein Wachstum von 5 % wäre nicht überraschend") noch übertroffen werden. Die russische Regierung hat sich nun vorgenommen, nach den makroökonomischen Stabilisierungsfortschritten endlich die lange Zeit sträflich vernachlässigten Strukturprobleme anzugehen und damit vor allem die Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern. In der Tat stehen auf diesem Gebiet höchst dringliche Aufgaben an, denn es wäre ein Irrtum zu glauben, das kräftige Wirtschaftswachstum werde sich quasi von alleine fortsetzen. Der jüngste Aufschwung ist keineswegs einzig und allein den gestiegenen Weltmarktpreisen für Rohöl und der Abwertung des russischen Rubels zuzuschreiben. Vielmehr hat die russische Wirtschaft - ohne bewusstes Zutun der Regierung- nach der Krise von 1998 zudem einen Kostenvorteil erlangt, den sich viele Beobachter für die neuen Bundesländer immer gewünscht hatten: drastisch abgesenkte Reallöhne. Diese Reallohnsenkungen hatten in Russland, wegen der abwertungsbedingten Importsubstitution, keineswegs einen Rückgang der Binnennachfrage zur Folge, sehr wohl dagegen eine außerordentlich starke Zunahme der Unternehmensgewinne, die sich dann auch in einem kräftigen Investitionswachstum niederschlug. Aus dieser Perspektive droht der Dauerhaftigkeit dieses Aufschwungs vor allem dann Gefahr, wenn nicht erkannt wird, dass die gegenwärtige Konstellation eines realen Wirtschaftswachstums von etwa 7 % und eines realen Investitionswachstums von zuletzt fast 20 % allenfalls kurzfristig mit dem neuerlichen Reallohnwachstum von weit über 20 % vereinbar ist.
Date: 2000
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