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Wie hoch sind die Verluste durch Pandemie und Krieg?

Michael Grömling

No 10/2025, IW-Reports from Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute

Abstract: Nach der Erholung vom Pandemie-Schock, der das Wirtschaftsleben in den Jahren 2020 und 2021 stark beeinträchtigte, kommen die wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland nunmehr seit drei Jahren nicht mehr über das Niveau des Jahres 2019 hinaus. In dem vorliegenden Beitrag wird eine Aktualisierung einer Schätzung zu den gesamtwirtschaftlichen Produktionsausfällen im Gefolge der Pandemie und der geopolitischen Verwerfungen vorgenommen. Eine Trennung und Zurechnung der Belastungen auf diese beiden Ereignisse kann nicht vorgenommen werden, da sich seit 2022 die Belastungen überlagern. Bei dieser Schätzung der Wertschöpfungsverluste wird der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung ein kontrafaktischer Konjunkturverlauf gegenübergestellt. In dieser hypothetischen Realität wird unterstellt, dass es die Pandemie und den Krieg in der Ukraine mit seinen vielfältigen geoökonomischen Anpassungslasten nicht gibt. Aufsummiert über diesen mittlerweile fünfjährigen Zeitraum ergibt sich für Deutschland ein Ausfall an preisbereinigtem Bruttoinlandsprodukt von 735 Milliarden Euro. Auf die beiden direkten Pandemiejahre 2020 und 2021 entfallen 290 Milliarden Euro. Aufgrund der faktischen Rezession und des unterstellten kontrafaktisch weiter ansteigenden Verlaufs stiegen die wirtschaftlichen Verluste in den Jahren 2023 auf 145 Milliarden Euro und 2024 deutlich auf 200 Milliarden Euro weiter an. Die gesamten Einbußen beim privaten Konsum über die letzten fünf Jahre dürften bei gut 470 Milliarden Euro liegen. Das entspricht 5 Prozent des faktischen Konsums in dieser Zeit und einer Konsumeinbuße je Einwohner von insgesamt rund 5.600 Euro bezogen auf die fünf Jahre. Bei den Bruttoanlageinvestitionen werden die Ausfälle in den vergangenen 20 Quartalen auf insgesamt 265 Milliarden Euro geschätzt. Das entspricht 7 Prozent der gesamten Bruttoanlageinvestitionen dieser Zeit. Während in der Hauptzeit der Pandemie die Konsumschäden erheblich höher waren als die Investitionsausfälle, wird in den letzten Jahren die Schadensbilanz mehr und mehr von den verlorenen Investitionen geprägt. Mittlerweile übertreffen die Wirtschaftsausfälle durch Pandemie, Ukraine-Krieg und geopolitische Verwerfungen die Einbußen während der Krisen in Deutschland im vergangenen Vierteljahrhundert. In der Strukturkrise 2001 bis 2004 beliefen sie sich auf 3,4 Prozent des tatsächlichen Bruttoinlandsprodukts des entsprechenden Fünfjahreszeitraums. Während der Finanzmarktkrise waren die ökonomischen Kosten mit 4,1 Prozent deutlich höher. In den bisherigen 20 Quartalen seit Ausbruch der Corona-Pandemie belaufen sich die akkumulierten Einbußen bereits auf 4,3 Prozent der tatsächlichen Wirtschaftsleistung dieser fünf Jahre. Vor allem die zunehmenden Investitionsausfälle werden bleibende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Fähigkeit haben, die großen Herausforderungen durch Digitalisierung, Transformation, Demografie und Geopolitik bewältigen zu können.

Keywords: Konjunktur; Geopolitik; Corona-Pandemie; Wohlstand (search for similar items in EconPapers)
JEL-codes: E32 E6 F51 I15 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2025
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Page updated 2025-04-17
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