Unternehmensinsolvenzen steigen kräftig: Grund zur Sorge oder Normalisierung nach Pandemiejahren?
Thomas Obst and
Klaus-Heiner Röhl
No 13/2025, IW-Reports from Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute
Abstract:
Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt derzeit kräftig, und ein Ende des Anstiegs ist noch nicht absehbar. Der fast zwei Jahrzehnte währende Abwärtstrend, der in einem Einbruch der gemeldeten Insolvenzen in der Covid-19-Pandemie kulminierte, ist damit gebrochen worden. Die schleppende Konjunktur mit zwei aufeinanderfolgenden Jahren einer leichten Rezession, der Zinsanstieg nach einer längeren Nullzinsphase, die Normalisierung der Insolvenzmeldungen nach Aussetzung der Antragspflicht während der Pandemie und strukturelle Schwächen im Kontext der Transformation der deutschen Wirtschaft und speziell der Industrie hin zur Klimaneutralität überlagern sich dabei als Triebkräfte der negativen Entwicklung bei den Firmenpleiten. Trotzdem wurde 2024 mit 22.400 Fällen voraussichtlich nur das Niveau der Insolvenzzahlen von 2015 erreicht, während in der Wirtschaftskrise von 2003 noch über 39.000 Firmenpleiten jährlich verzeichnet wurden. Im laufenden Jahr 2025 könnte der Wert um 15 Prozent auf circa 25.800 Insolvenzfälle ansteigen. Für den weiteren Verlauf der Insolvenzen erlangt die konjunkturelle Entwicklung nach zwei Rezessionsjahren 2023 und 2024 eine zunehmend größere Relevanz, denn die nachpandemische Normalisierung der deutschen Konjunktur und die Anpassung an das erhöhte Zinsniveau dürften inzwischen abgeschlossen sein. In der Weltwirtschaft bleiben die geopolitischen Verwerfungen bestehen. Es verfestigt sich eine geoökonomische Blockbildung und diese belastet damit die Exporttätigkeit deutscher Unternehmen. Dabei überlagern sich nachteilige konjunkturelle Faktoren mit einer handfesten Strukturkrise in Deutschland. Die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschlands zeigt sich gerade auch bei der nachlassenden Partizipation am globalen Warenhandel. Die Konsumenten und Investoren bleiben hierzulande wegen hoher Verunsicherungen weiterhin im Vorsichtsmodus und halten private Ausgaben zurück. Das manifestiert sich sowohl in einer erhöhten Sparquote der deutschen Haushalte als auch in dem seit der Pandemie stark gesunkenen Investitionsniveau der Unternehmen. In der Binnenwirtschaft führen die ungünstige demografische Entwicklung, die im internationalen Vergleich sehr hohen und weiter steigenden Abgabenlasten und die im Kontext der Transformation hohe wirtschaftspolitische Eingriffstiefe zu einer ausgeprägten Standortschwäche, die die Insolvenzen ansteigen lässt.
JEL-codes: E32 G33 L16 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2025
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