Deutsche Rolle in globalen Wertschöpfungsketten: Technologische Stärken Deutschlands im globalen Patentwettbewerb
Oliver Koppel
No 14/2025, IW-Reports from Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute
Abstract:
Die Stärke Deutschlands im globalen Patentwettbewerb bemisst sich nicht an jenen Patentanmeldungen, die hierzulande hervorgebracht werden, sondern vielmehr an jenen, die von Deutschland aus kontrolliert werden. Die industriepolitisch relevante Frage lautet folglich, wer als Global Ultimate Owner (finaler Eigentümer) eines Patents fungiert und in welcher Region der Welt demnach die zugehörigen Kontrollrechte liegen. In der Entstehungsperspektive vereint Deutschland aktuell zwar 16,5 Prozent aller transnationalen Patentanmeldungen der Jahre 2017-2021 auf sich, in der Kontrollperspektive dagegen lediglich 14,7 Prozent. Per Saldo verliert Deutschland folglich in einem relevanten Ausmaß hierzulande hervorgebrachte intellektuelle Eigentumsrechte an das Ausland. Eine in diesem Zusammenhang große Herausforderung für das deutsche Geschäftsmodell stellen Unternehmensübernahmen dar. Aktuell sind rund 4.400 verschiedene Unternehmen am Forschungsstandort Deutschland patentaktiv, die samt ihren Patenten von einem Global Ultimate Owner aus dem Ausland kontrolliert werden. Als unmittelbare Konsequenz befinden sich zum aktuellen Zeitpunkt rund 39.700 oder 26 Prozent aller in Deutschland hervorgebrachten transnationalen Patentanmeldungen in ausländischem Besitz, während rund 25.000 im Ausland entstandene Patentanmeldungen von Deutschland aus kontrolliert werden. Hinter den USA fließen die drittmeisten Patente bereits nach China ab. Angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen müssen nicht nur letztere, sondern auch erstere kritisch hinterfragt werden. Diesen Ergebnissen und auch der pessimistischen Stimmungslage zum Trotz behauptet Deutschland in zahlreichen Technologiebereichen trotz hoher Volumina der entsprechenden Patent-Weltmärkte einen hohen Anteil. Liegt eine derart dominante Position vor, so ist der zugehörige Weltmarkt stark von deutscher Technologie abhängig. Insbesondere im Maschinen- und Fahrzeugbau kontrolliert Deutschland zahlreiche wichtige Technologie, so bei Maschinen aus den Bereichen Druck, Landwirtschaft und Bearbeitung von Werkstoffen, bei Schienenfahrzeugen, aber auch im Bereich der Elektromobilität, etwa beim Laden des elektrifizierten Antriebsstrangs. Und auch in einigen Technologiebereichen der erneuerbaren Energien zählt Deutschland zur internationalen Spitze und kontrolliert beispielsweise 36 Prozent aller transnationalen Patentanmeldungen bei Windkraftanlagen sowie 32 Prozent bei Wärmepumpen. Besonders stark ausgeprägt ist die Abhängigkeit des Weltmarkts von deutscher Technologie bei Flüssigkristall-Materialien, die in Displays, optoelektronischen Bauelementen sowie polymeren Werkstoffen zum Einsatz kommen. Mit einem Anteil von 73 Prozent kontrolliert Deutschland in diesem Bereich nahezu drei Viertel aller transnationalen Patentanmeldungen weltweit.
JEL-codes: F20 O31 O57 (search for similar items in EconPapers)
Date: 2025
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