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Rückkehr oder Integration – welche Perspektiven haben Geflüchtete aus der Ukraine?

Joop Age Harm Adema, Yvonne Giesing, Panu Poutvaara, Lisa Kriechel, Martin Bujard, Nadja Milewski, Leon Hoegner, Sarah Necker, Boyan Petkov, Piotr Lewandowski, Mateusz Krząkała, Agata Górny, Marta Palczyńska, Pierre-Louis Vézina, Cevat Giray Aksoy, Agnieszka Postepska, Anastasiia Voloshyna (), Edith Zink, Karen-Inge Karstoft, Mette Foged, Andreas Steinmayr, Dominik Duell and Valentin Wett

ifo Schnelldienst, 2024, vol. 77, issue 10, 03-35

Abstract: Joop Adema, Yvonne Giesing und Panu Poutvaara, ifo Institut, stellen die Ergebnisse einer europaweiten Längsschnittstudie über ukrainischen Geflüchtete vor. Seit Juni 2022 werden die Umfrageteilnehmenden wiederholt zu ihrem aktuellen Aufenthaltsort, ihren Rückkehrplänen und ihren Integrationserfahrungen befragt. Unter ihnen gibt es einen starken Wunsch, in die Heimat zurückzukehren. Allerdings verändern sich die Rückkehrpläne im Lauf der Zeit und sind rückläufig, während die Absicht, sich außerhalb der Ukraine niederzulassen, steigt.Lisa Kriechel, Martin Bujard und Nadja Milewski, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, untersuchen auf Basis einer halbjährlichen repräsentativen Panelstudie das affektive Wohlbefinden geflüchteter Frauen zwischen den Sommern 2022 und 2023 und beobachten einen Anstieg des affektiven Wohlbefindens. Zu einer schnelleren Erholung trug eine gute wirtschaftliche Situation vor Kriegsbeginn bei. Sorgen um die persönliche wirtschaftliche und gesundheitliche Situation und um Familienmitglieder sind mit geringem Wohlbefinden verbunden, während deutsche Sprachkenntnisse und Erwerbsbeteiligung zu höherem Wohlbefinden führen.Leon Hoegner, Sarah Necker, Boyan Petkov und Panu Poutvaara, ifo Institut, untersuchen, welche Bedeutung ukrainische Geflüchtete verschiedenen Gründen von Schwarzarbeit zusprechen. Durch Befragungen in Deutschland und in Polen kann der Einfluss institutioneller Unterschiede betrachtet werden. Schwarzarbeit im Gastland wird als weniger vertretbar angesehen als im Heimatland. Der höhere Nettolohn im Fall von Schwarzarbeit wird als zentral wahrgenommen; während dies in Polen der wichtigste Grund für Schwarzarbeit ist, ist es der zweitwichtigste in Deutschland. Die Ergebnisse lassen allerdings keine Rückschlüsse auf die Verbreitung von Schwarzarbeit zu.Piotr Lewandowski, Mateusz Krząkała, Marta Palczyńska, Institute for Structural Research, Warschau, und Agata Górny, Universität Warschau, untersuchen den beruflichen Werdegang von ukrainischen Geflüchteten und quantifizieren Veränderungen in der Intensität der Routineaufgaben bei deren Arbeit vor und nach der erzwungenen Migration. Sie zeigen, dass diese Veränderungen mit ihren Absichten, in die Ukraine zurückzukehren, zusammenhängen. So erhöht die Geringerwertigkeit der Aufgaben die Rückkehrbereitschaft.Pierre-Louis Vézina, King’s College London, Cevat Giray Aksoy, EBRD und King’s College London, und Piotr Lewandowski, Institute for Structural Research, Warschau, befassen sich mit der Rolle ukrainischer Geflüchteter im Zusammenhang mit Unternehmensgründungen in Polen. Deren Ankunft hat dort eine Welle von Unternehmensgründungen ausgelöst, die zu Wirtschaftswachstum, Schaffung von Arbeitsplätzen und Investitionen beiträgt. Die in ukrainischem Besitz befindlichen Unternehmen verdrängen keineswegs die einheimischen Unternehmer, sondern regen die Gründung weiterer Unternehmen durch polnische Firmen an. Der Fall der ukrainischen Geflüchteten in Polen liefere ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie das Unternehmertum von Geflüchteten den wirtschaftlichen Wohlstand fördern kann.Agnieszka Postepska und Anastasiia Voloshyna, Universität Groningen, betrachten ukrainische Geflüchtete und die Auswirkungen auf den tschechischen Arbeitsmarkt. Der Zustrom ukrainischer Geflüchteter hatte auf kurze Sicht keine signifikanten Auswirkungen auf die Beschäftigungs-, Arbeitslosen- oder Nichterwerbsquoten der tschechischen Bevölkerung. Die Mischung aus einem aufnahmebereiten Arbeitsmarkt und vorhandenen Engpässen in Schlüsselindustrien milderte vermutlich etwaige durch den Zustrom von Geflüchteten verursachte Störungen, so dass die tschechische Wirtschaft die neuen Arbeitskräfte zumindest kurzfristig relativ reibungslos aufnehmen konnte.Edith Zink, Karen-Inge Karstoft, Universität Kopenhagen, und Mette Foged, Universität Kopenhagen und Rockwool Foundation, betrachten Erwerbstätigenquoten ukrainischer Geflüchteter in Dänemark und vergleichen diese mit denen in Deutschland. Ukrainische Geflüchtete konnten in Dänemark schneller eine Erwerbstätigkeit finden als andere Geflüchtete; die Erwerbstätigenquoten sind ein Jahr nach der Ankunft jedoch genauso hoch wie bei männlichen Geflüchteten aus anderen Ländern. Aus dem Vergleich in ganz Europa ergibt sich zudem ein konsistentes Bild, das zeigt, dass die Erwerbstätigenquoten bis zu einem Jahr nach der Ankunft in Deutschland im Vergleich zu Dänemark und anderen Ländern in Europa relativ niedrig sind. Sie erweitern die Diskussion um die wichtige und wenig untersuchte Rolle von Traumata bei der Unterbeschäftigung von Geflüchteten.Andreas Steinmayr, Dominik Duell und Valentin Wett, Universität Innsbruck, werfen einen Blick auf die Herausforderungen und Chancen der Arbeitsmarktintegration ukrainischer Vertriebener in Österreich. Tatsächlich gelang einem Teil der Vertriebenen ein sehr schneller Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt, wenngleich es regionale Unterschiede gibt. Ein zentrales Hindernis für die Arbeitsmarktintegration war die Unsicherheit hinsichtlich des Aufenthaltsstatus. Die Einführung der »Rot-Weiß-Rot – Karte plus«, die ukrainischen Geflüchteten eine langfristige Aufenthalts- und Arbeitsperspektive bietet, wird als positiver Schritt zur Förderung der Arbeitsmarktintegration gesehen.

Date: 2024
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