Eine Reise ins Blaue? Bundesraumordnung und das Modell der zentralen Orte
A mystery tour? The German Federal Spatial Planning Act and the model of central places
Karl R. Kegler
A chapter in Raumforschung zwischen Nationalsozialismus und Demokratie: Das schwierige Erbe der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung, 2020, pp 82-97 from ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft
Abstract:
Das Bundesraumordnungsgesetz von 1965 ist einer der wichtigen Wendepunkte in der Planungsgeschichte der Bundesrepublik. Nach Inkrafttreten des Gesetzes verabschiedeten sämtliche Bundesländer zwischen dem Ende der 1960er- und dem Anfang der 1970er-Jahre Pläne und Programme auf der Grundlage von Zentrale-Orte-Systemen. Der Beitrag betrachtet die gut zehnjährige interne Diskussion über Sinn und Aufgaben der Bundesraumordnung, die dem Erlass des Gesetzes vorausging, und wirft einen vertieften Blick auf Aussagen des baden-württembergischen Raumplaners Gerhard Ziegler und weiterer Planungsexperten. Für diese ältere Generation von Fachleuten, die ihre berufliche Laufbahn in der NS-Diktatur begonnen hatten, war es schwer zu akzeptieren, dass in der Demokratie das überkommene Leitbild einer geordneten Gesellschaft und dezentralen Siedlungsstruktur keine Grundlage für staatliche Eingriffe darstellten. Die zehnjährige Debatte und Lobbyarbeit für ein Bundesraumordnungsgesetz stellte für diese Generation einen Lern- und Anpassungsprozess dar. Das Raumordnungsgesetz markiert im Ergebnis eine institutionelle Konsolidierung der Raumplanung in Deutschland, illustriert andererseits aber eine spezifische Fachblindheit, da die Fixierung auf überkommene ballungskritische Positionen die Phänomene der Suburbanisierung und Massenmotorisierung unbeachtet ließ, die in diesen Jahren die räumlichen Zusammenhänge in Westdeutschland tiefgreifend veränderten. In der Folge wurde die im Raumordnungsgesetz verankerte Zentrale-Orte-Konzeption zu einer fachpolitischen Kompromissformel, die zwischen ballungskritisch-konservativen Haltungen und den Positionen einer jüngeren Planergeneration vermitteln konnte.
Keywords: Zentrale-Orte-Modell; Bundesraumordnungsgesetz; Gerhard Ziegler; NS-Raumplanung; Dezentralisierung; Fachgemeinschaft; Gesellschaftsbilder von Raumplanern; Central place concept; Federal Regional Planning Act; Gerhard Ziegler; Nazi spatialplanning; Decentralization; Professional community; Planning and society (search for similar items in EconPapers)
Date: 2020
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